Pädophiler Schweizer in Thailand verurteilt
Freitag, 12. März 2010, 19:10 Uhr, Aktualisiert 20:51 Uhr
Ein ehemaliger Banker aus dem Kanton Zug ist vom Provinzgericht in Chiang Mai in Thailand zu zwei Jahren Gefängnis bedingt verurteilt worden. Er musste sich wegen sexueller Handlungen mit einem minderjährigen Jungen verantworten. Der Schweizer erhielt eine milde Strafe, weil er geständig war. Für Vertreter der Opfer ist das Urteil aber ein Paradebeispiel für Bestechlichkeit in Thailand.
J. W. hat das Gericht davon überzeugen können, dass er sich in Thailand wohltätig zeigte und bisher keine Strafeinträge hatte. Aufgrund dessen wurde seine Haftstrafe in eine bedingte Strafe umgewandelt. Sein Geständnis führte dazu, dass das Urteil von vier auf zwei Jahre reduziert wurde. Das Gericht rechnete dem ehemaligen Lokalpolitiker im Kanton Zug zudem an, dass er als Englischlehrer in einer Dorf-Schule tätig war und einem Dorf eine Toilette für einen Tempel gespendet hatte. Ebenfalls zur Strafminderung beigetragen habe, dass er der Familie des Opfers eine freiwillige Genugtuung zahlte.
Kritik an thailändischer Rechtsprechung
Die Kriminalpolizei in Thailand arbeitete in diesem Fall eng mit den Schweizer Behörden zusammen. Gegenüber dem SF-Korrespondenten in Thailand sagte ein Polizeimajor, dass die Behörde ihr Möglichstes getan habe. Doch bis Thailand den Ruf eines «Pädophilen-Eldorados» loswerde, sei es noch ein langer Weg.
Schärfere Worte fand der Leiter eines lokalen Kinderheimes für Opfer von Sexualstraftätern: Er bezeichnete den Fall als ein Paradebeispiel von Korruption und äusserte grosse Zweifel an der Unbefangenheit des Gerichtes. Das Urteil würde ein falsches Signal aussenden und künftigen Straftätern zeigen, wie einfach man in Thailand trotz eines Schuldeingeständnisses einer Strafe entrinnen könne.
Kinderprostitution in Thailand
Zum Prozessauftakt im Februar berichtete bereits die «Rundschau» über den Fall. Sie zeigte das Schicksal armer Strassenjungen in Thailand, welche zum Überleben ihre Körper verkaufen.
Videoplayer Livestream Die «Rundschau» berichtete über den Prozessbeginn im Februar
(sf/gern)
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