Nach dem Essen hatte ich keine Lust zu latschen, also BOLT-Motorbike und runter zur Soi Buakhao, die ich einfach planlos entlangschlenderte, und siehe da: die Corner Bar! Diese Bar fand ich allein schon aufgrund ihrer Lage bereits bei meinem ersten Pattaya-Besuch sehr ansprechend: in der rechts-links Kurve gelegen, mit dem offenen Tresen, an dem man wunderbar sitzen und sich mit einem Bier das Geschehen auf der Straße ansehen kann (wie an so vielen Orten in Pattaya). Da ist ein Bier eigentlich ein Pflichtprogramm, und dieser Pflicht kam ich gerne nach.
Allerdings hatte ich nicht im Sinn, mir das bunte Treiben anzuschauen, sondern weiter an meiner Erzählung hier zu schreiben, und so setzte ich mich an einen der Plätze beim Reinkommen linker Hand. Zum Schreiben kam ich allerdings nicht so wirklich. Die ebenso unattraktive wie gleichermaßen nette und wirklich lieb wirkende Kellnerin fragte mich, ob neben meinem Chang auch ein Lady Drink möglich wäre, was ich aus Gutmütigkeit gerne bejahte. Leider nahm sie das zum Anlass, sich gleich neben mich zu setzen, worauf eine holprige, um Nettigkeit bemühte Kommunikation folgte. So konnte ich nicht vernünftig schreiben, an ihr interessiert war ich gewiss nicht – was soll’s, gibt Schlimmeres, und das Bier hat geschmeckt. Ausgetrunken, 180 Baht bezahlt, und raus auf die Straße, runter zum Schlumpf!
Da saß ein Gleichgesinnter, umgeben von gleich vier Mädels, eine zur Linken, eine zur Rechten, und zwei an der gegenüberliegenden Seite des Tisches – das war eindeutig zu viel für ihn! Entsprechend groß war die Vorfreude der Mädels, als sie mich hinzukommen sahen, aber ich dämpfte ihre Erwartungen sogleich: „I’ll take the most pretty one, I’ll take you!“, und deutete auf den glücklichen Hahn in der Mitte. Alle lachen, wir flachsten ein bisschen herum und nahmen ein, zwei Drinks gemeinsam. Sehr schön war, dass Werner im Vorbeigehen stehen blieb und meinte: „Dich kenne ich doch, zumindest warst Du schon mal hier, oder?“, woraufhin ich ihm ein sehr gutes Gedächtnis bescheinigte. War immerhin schon ein paar Jahre her. Werner ist einfach ein klasse Typ. Ich wollte ihn aber nicht lange aufhalten, er war mit anderen Gästen zugange. Also verabschiedete ich mich auch von der lustigen Truppe, den Namen des Hahns im Korb habe ich vergessen, das Smurf Bar Girl, das ihm ihre Aufmerksamkeit schenkte, hieß, glaube ich zumindest, Tai. Sehr hübsch anzusehen, diese Tai. Merkte ich mir für den nächsten Besuch. Zumal es der letzte Abend in Pattaya für den Hahn im Korb war, wie er sagte.
Nach der Smurf Bar ging’s wieder die Soi Buakhao zurück, Richtung Corner Bar. Und kurz nach dieser Kurve bzw. in ihrem verlängerten Auslauf traf mich an diesem Tag sozusagen zum dritten Mal der Lustblitz: Wow, was war das für eine Lady, die mir da entgegenkam! Sie wirkte vom ersten Moment an irgendwie edel, was in diesem Moment sicherlich an ihrem langen, eng anliegenden schwarzen Kleid lag, mit einem hohen Schlitz rechts außen. Da ging gerade eine echte Schönheit an mir vorbei …
und das konnte ich doch nicht einfach so geschehen lassen, wie mir nach zwei, drei Schritten klar wurde. Also kehrt gemacht und zumindest mal schauen, wo sie denn hingeht? Ihr Ziel war offenbar der kleine Foodmarket rechter Hand (von der Corner Bar her kommend). Das ist doch ein gutes Ziel, dachte ich mir, und ging ihr hinterher. Foodmarkets schaue ich mir sowieso gerne an. Aber hier galten meine Augen vorwiegend ihr. Sie kaufte eine Kleinigkeit, und machte sich wieder Richtung Straße auf. Nach ein paar Schritten holte ich sie ein und sprach sie einfach an – sonst wäre sie ja weg gewesen (ich hatte nicht vor, hier zum Superstalker zu mutieren).
Ich weiß gar nicht mehr, was mein Eisbrecher war, vermutlich ein Kompliment zu ihrem Kleid oder irgendetwas in der Art. Sie war jedenfalls offen für Kommunikation, und so fragte ich sie, ob sie hier in der Nähe arbeite. Sie meinte, sie war vorhin in der Hang Out Bar, und da wollte sie auch wieder hin – und zwar als Gast. „Mind if I join you?“ „You’re welcome.“
Die Hang Out Bar ist eine dieser vielen kleinen Bars in diesem Barkomplex, der zwischen der Pattayasaisong 11 und 9 liegt, und dort ziemlich weit nach unten Richtung Sai Song Road. Nichts Besonderes, einfach ein Ort zum Trinken und Quatschen, und außerdem steht ein Billardtisch im Barbereich. Um diesen kreiste die ganze Zeit eine ziemlich auffällige Ladyboy-Transe, die mich dann auch zum Spielen aufforderte. Nach meinem Drink mit Poppy, so hieß die Schöne im schwarzen Kleid, sagte ich einem Spiel zu. Der Einsatz war, glaube ich, entweder Drinks für die Girls oder kostenloses Bum Bum für mich *grins Dafür, dass dies mein erstes Spiel seit Jahren war (das letzte war ebenfalls in Pattaya), war ich gar nicht so schlecht. Ich hatte nur noch eine gut liegende Kugel auf dem Tisch, als der Ladyboy seine letzte versenkte. Seine Freude war natürlich groß, meine aber auch, weil das Spiel unerwartet gut war.
Danach genossen wir den Drink, und ich unterhielt mich weiter mit Poppy, deren Englisch übrigens ausreichend bzw. für Pattaya überdurchschnittlich gut ist. Ich kann mich nur noch daran erinnern, dass sie wegen ihrer Freundin in die Hang Out Bar geht, die an diesem Abend allerdings nicht da war. Außerdem erinnere ich mich, dass in der Hang Out Bar ein weiteres Mädel war, die in einem Punkt einen ziemlichen Gegensatz zu Poppy ausmachte: ebenfalls schlank und hübsch, und zudem hatte sie so etwas Verruchtes an sich … sehr anziehend!
Für mich reichte dieser kurze Aufschlag, ich ließ mir Poppys LINE geben, zahlte die Rechnung und gab beim Bezahlen diesem verruchten Girl gleich auch noch ein Bier aus, was sie sehr freute, sodass ich mit Trinkgeld auf runde 1.000 Baht kam.
Ich ging hoch zur Soi Buakhao und schlenderte diese ein wenig entlang. An der Rock Bar fing mich die wirklich gut klingende Band ein. Ich blieb auf der Straße stehen und hörte ein wenig zu. In der Bar saß ein Typ, der die Musik (und sein Bier) offensichtlich ebenfalls genoss. Er winkte mir zu, ich solle rüberkommen, an seinem Tisch war noch ein Platz frei. Warum nicht, dachte ich mir, und hievte mich halbwegs sportlich über das Geländer. Keine gute Idee – fand jedenfalls der Security Typ, den ich gar nicht gesehen hatte, der am eigentlichen Eingang zur Rock Bar stand. Er eskortierte mich wieder zum Eingang, checkte meine Umhängetasche, und ließ mich dann wieder rein.
Der Typ, der mich zu sich gewunken hatte, ist ein Holländer, der in der Schweiz lebt. Lerun (oder so ähnlich) war echt schon gut dabei. Er fand die Aktion des Security Typs total unnötig, er mochte ihn aber eh nicht. Ich habe mir nicht ganz gemerkt, was genau ihn aus Holland in die Schweiz trieb, ich glaube, es war eine Kombination aus fehlgeschlagenem Geschäft während der Coronazeit und einer ebenso fehlgeschlagenen Beziehung. Er ist aber definitiv der Typ, der Sachen hinter sich lässt. In diesem Moment in der Bar gehörte er sicherlich zu den glücklichsten Menschen der Welt.
Und er erzählte mir witzige Sachen über die Schweizer. Das ist schon ein Völkchen, zumindest in der Gegend, in der er lebt. Extrem distanziert. Lerun konnte es gar nicht fassen, wie ewig lange es dauerte, bis er in der Dorfkneipe, in die er sehr regelmäßig einkehrt, nicht jedes Bier einzeln zahlen musste. Und lauter so Sachen. Witziger Typ, mit dem man sicherlich gut hätte weitertrinken und feiern können, nur leider war ich irgendwie nicht in Trinklaune, es floss nicht so, wie es fließen sollte, wenn man mit so jemandem loslegen will. Also zahlte ich mein Bier, wünschte ihm noch viel Spaß, und machte mich auf zu meiner letzten Übernachtung im March Hotel.