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Thailand DTV, Steuern, Sozialversicherung & Co. Oder: Wie ich dem deutschen Staat meine Steuern und Sozialversicherungs- und Rentenbeiträge entziehe

thaimeister83

Profi-Chiller
Thread Starter
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Thread Starter
7 Oktober 2012
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Mae Hong Son, Thailand
Ich gebe zu, der Titel ist provokant gewählt. Aber er trifft zu. Zumindest fast.

Ich bin aufgefordert worden, zu diesem Thema einen eigenen Thread zu erstellen, da anscheinend ziemlich viele, die das DTV haben und als Festangestellter aus Thailand heraus für ein deutsches Unternehmen Remote arbeiten wollen, dieselben, gleichen oder ähnlichen Probleme haben, wie ich zu Beginn.

Gleich zu Beginn: Das sind meine rein subjektiven Erfahrungen. Ich bin weder Steuerberater, Anwalt oder sonstwas. Alles. WIRKLICH ALLES, was ich in diesem Thread zum Thema Steuern in Thailand, Deutschland oder sonstwo schreibe, ist nicht rechtssicher oder sonst irgendwas. Es sind meine rein persönlichen und subjektiven Erfahrungen und Beobachtungen. Als Autor dieser Geschichte nehme ich mir die Freiheit, auch völlig belanglose Sachen zu erzählen oder Dinge auszuschmücken. Das müsst ihr aushalten. Aber ich verspreche: Die Geschichte wird spannend, alles andere als 0815 und am Ende habt ihr sogar was in Sachen Steuern und Remote Arbeit aus Thailand gehört. Wer Fehler findet, darf sie gern behalten!

Da das jetzt geklärt ist, kann ich gerne berichten, welches Setup ich als DTV-Halter mit einer Festanstellung in Deutschland und gewöhnlichem Aufenthalt in Thailand habe und wie es dazu gekommen ist.

So begab es sich, dass er an die Quelle des Glücks wollte. Nur noch Strand, Bier und Palmen. Halt! Nein. So wird das nichts. Meine Motivation nach Thailand zu gehen für einen längeren Zeitraum ist dann doch eine andere gewesen. Dafür müssen wir etwa 12 Jahre zurückgehen, als Thaimeister noch zarte 30 Jahre jung war und damals schon die Schnauze von deutschen Steuern, Sozial- und Rentenversicherungsbeiträgen voll hatte. Damals habe ich einen langen Plan verwirklichen wollen: Mal ein Jahr raus aus Deutschland. Macht man eigentlich nach der Schule, der Ausbildung oder dem Studium - der kleine Thaimeister hatte aber kein Geld. Nun kam die 30 und wir wissen alle, dass das der erste große Einschnitt ist. Wie nicht gerade viele von meinen Freunden war ich noch unverheiratet und kinderlos, was es mir damals schon erlaubte, einfach meinen Job zu kündigen, das nächstbeste Angebot in Thailand anzunehmen - was in meinem Fall ein nervtötendes Call-Center in Chiang Mai war - und die Biege zu machen. Wie sich jeder vorstellen kann habe ich in diesem Call-Center eher weniger meine berufliche Glückseligkeit gefunden, weswegen ich nach hammerharten und brutalen 22 Monaten dort die Flinte ins Korn warf. Glücklicherweise fand sich ein neuer Job nach meiner Profession. Aber aufgrund wirtschaftlicher Erfolglosigkeit der Muttergesellschaft in Deutschland ging dieses Thaiunternehmen nach meinem Eintritt recht flott den Bach hinunter und 4 Monate später stand ich arbeitslos in Thailand da. Sechs weitere Monate hielt ich damals noch durch - dann bestieg ich den Flieger gen Deutschland, um dort wieder in Lohn und Brot zu kommen. Dies gelang mir glücklicherweise recht flott. Trotzdem: Ich war mehr als infiziert vom Thailandvirus und seit der Rückkehr im Jahr 2016 drehte sich viel in meinem Leben um eine mögliches Leben in Thailand.

Es schien nur unter den von mir vorgegebenen Bedingungen schier aussichtslos. Schließlich wollte ich mich nicht wieder in ein Call-Center begeben oder mich von einer Thai-Company abhängig machen. Darüber hinaus stand schon damals für mich fest: du wechselst auch nicht den Beruf, wenn du wieder nach Thailand gehst. Dies deswegen, weil ich meinen Beruf liebe und ich in einem anderen Job nicht glücklich werden würde. Dies würde auch Thailand nicht rausreissen, das weiß ich aus 22 Monaten Call-Center inkl. Burnout.

Die Jahre zogen ins Land, eine Pandemie brach über die Welt herein und plötzlich schien es so, als ob vieles möglich werden wird, sobald wir diesen Scheiß endlich hinter uns gelassen haben. In einer noch nie dagewesene Intensität flehte mich mein Chef geradezu an, aus 300 Kilometer Entfernung zu arbeiten. Eine völlig neue Situation, die ich mir persönlich ehrlich gesagt schon seit etwa 2016 gewünscht hatte. Nur war da diese blöde Pandemie und Thailand? Du hast ja wohl ein Rad ab, ist noch freundlich ausgedrückt für die Reaktion meines damaligen Chefs auf meine Thailand Idee und die mit einem EoR zu verknüpfen.

Nun, denn. Die Jahre zogen weiter ins Land. Die Pandemie neigte sich dem Ende zu und plötzlich schien sich auch in Südostasien etwas nach meiner Vorstellung an zu bewegen. Plötzlich war es den Herrschaften genehm, dass digitale Nomaden kommen und Remote Worker die Hotels, Strände und Walking Streets bevölkern, um neben der Steuer auch ordentlich Kohle unters Volk zu mischen.

Ein passendes Visum war trotzdem nicht in Sicht und ich immer noch nicht bereit den Beruf oder in die Freiberuflichkeit zu wechseln. So ging ich meiner Arbeit nach und sehnte mich in meiner Freizeit nach Chiang Mai, Bergen und leckerem Essen. Und eines Tages, ich durchflog so die Jobangebote die es in mein Netzwerk geschafft hatten und plötzlich war sie da. DIE ANZEIGE!

Da suchte doch tatsächlich ein deutsches Unternehmen in meiner Branche und exakt meiner genauen Position einen Mitarbeiter, der die deutsche Nachtschicht aus Asien oder Australien macht. Und wie es der Zufall wollte: Ich kannte auch noch jemanden in der Geschäftsführung dort. Schneller als ich gucken konnte befand ich mich im Bewerbungsprozess und fast genauso schnell sagte man mir zu.

Jetzt ging es ans Eingemachte. Wie lösen wir den ganzen Scheiß? Es wurden viele Dinge durchgespielt: Firmen-Gründung in Thailand durch mich, Employer of Record oder gar mit einer Entsendung? Firmengründung kam für mich nicht in Frage. Ich bin Angestellter durch und durch. Dafür weiß mein Chef aber am Ende des Tages auch, was er an mir hat!

Employer of Record? Nach langem Hin und Her war klar: Das ist der Firma eigentlich zu teuer. Geht’s nicht auch anders?

Plötzlich kam das LTR für Remote Worker for well-established over sea companies auf den Markt. Das wollte ich mir sichern. Am Ende des Tages hat es aber auch dafür nicht gereicht, weil ich weder einen Master habe, noch 80.000 Dollar verdiene oder im Besitz eines Patents bin.

Traurig begrub ich meine Pläne wieder. Das war so ungefähr im Februar/März 2024. Ich verblieb mit dem Unternehmen so, dass sie wieder auf Suche gehen, aber ich mich melden sollte, falls sich beim Visum und allem was ändern würde. Das hieß also de facto: „Mach’s gut, wär schön gewesen, aber es passt wohl deswegen letztendlich nicht.“

Dann kam der Mai 2024 und plötzlich kriegte ich eine Meldung, dass Thailand ein neues Visum für digitale Nomaden und Remote Worker einführen will. Sofort suchte ich alle bis dahin zur Verfügung stehenden Infos zusammen, die nicht gerade viele waren. Doch es zeichnete sich ein Bild für das DTV ab: Visum für 5 Jahre, jeweils 180 Tage Aufenthaltserlaubnis und mit Steuerpflicht wenn man länger bleibt. Das Arbeiten ist ohne Arbeitserlaubnis für ein ausländisches Unternehmen gestattet. Einzige Voraussetzung: 500.000 Baht auf dem Konto, die Erlaubnis des Arbeitgebers und 350 Euro Gebühren. Das fühlte sich an wie ein Sechser im Lotto. Sofort rief ich in der Personalabteilung des Unternehmens an, um dies kundzutun und sie hatten tatsächlich noch keinen anderen Kandidaten gefunden. Wir wurden uns schnell wieder einig.

Die Monate zogen weiter ins Land. Es stellten sich plötzlich Fragen zu Sozialversicherung, Steuern und vielem mehr. Gott sei Dank hatte die Personalerin Kontakte zu einer großen Kanzlei, die auch eine Niederlassung in Bangkok hat und dort auch deutsche Kunden berät. Dort trafen wir dann auf einen Herrn, ich kann gar nicht beschreiben wie. Aber es war ein Segen, das wir ihn hatten. Er konnte alles erklären, wie ich mich als Steuerpflichtiger in Deutschland verhalten muss bei einer Auswanderung nach Thailand und konnte auch dem Unternehmen letztendlich erklären, wie wir uns da sauber durchmanövrieren.

Gern teile ich meine Erfahrung mit euch, aber wie und wo und was dann passierte - das gibts im nächsten Eintrag. Mein Sprachkurs ruft!