Heute hab ich erfahren, dass ein richtig lieber Mensch gestorben ist. Ein Mann, den ich mochte. Es ist noch ganz frisch. Er ist im Krankenhaus gestorben.
Er und seine Frau – sie kommt von den Philippinen – waren vor ein paar Jahren kurz nach Weihnachten bei uns zu Besuch. Ich erzähl nicht zu viele Details, denn vielleicht liest das jemand, der ihn kannte. Und ich bin kein Mensch, der mit sowas hausieren geht. Aber ehrlich gesagt: Schon vor ein paar Jahren hatte ich das Gefühl, dass er nicht mehr ganz fit ist. Er war ungefähr zehn Jahre älter als ich.
Seine Frau ist vielleicht Anfang 30. Sie hat hier in Deutschland eine Ausbildung gemacht – in einem technischen Beruf, in dem sonst fast nur Männer unterwegs sind. Ich fand das richtig stark. So mit Sicherheitsschuhen, Arbeitsklamotten, alles. Und gerade mal 1,50 groß.
Sie hat sich – wie meine Frau auch – einbürgern lassen und sich ziemlich weit von ihrer alten Heimat entfernt.
Ich frag mich heute, wie’s ihr jetzt wohl geht.
Ich frag mich auch, warum gerade in letzter Zeit so viele Menschen um mich herum sterben. Dieses Jahr sind’s schon vier, die ich wirklich kannte, die ich ein Stück ihres Lebens begleiten durfte.
Und ja – klar, ich frag mich auch: Wann bin ich wohl dran? Und was macht das dann mit den Menschen, die mich lieben?
Ich bin eigentlich ein total lebensfroher Mensch, aber gerade in letzter Zeit kommen da öfter Gedanken, die sonst nicht zu mir passen.
Gestern war ich bei meiner Mutter. Sie ist über 80, hat nicht viel Geld. Wir nehmen sie im Sommer mit nach Korsika – für mich die schönste Insel überhaupt.
Ich hab ein kleines Bauernhaus gebucht, mit eigenem Pool. Totaler Luxus, so hab ich’s mir sonst nie gegönnt – aber diesmal ist’s mir einfach egal. Wir nehmen sie mit, und wir machen’s uns schön.
Ich will ihr auch ermöglichen, jeden Winter ein paar Monate in Thailand zu verbringen – in der Wohnung in Pratumnak, die ich gerade kaufen will. Ich werd sie da ab und zu besuchen, bis ich selbst irgendwann mal in Rente gehe. Sie ist fit wie ein Turnschuh.
Mit meiner Frau sucht sie sich neulich silberglitzernde Sneakers aus, und meine Tochter (18) klatscht begeistert. Bei uns ist oft gute Stimmung.
Und heute Morgen fällt mir das alles irgendwie besonders auf. Ich weiß nicht, wie ihr so lebt – aber ich wünsch euch, dass ihr das, was ihr tut, auch genießen könnt. Tut euren Liebsten was Gutes, macht euch und die um euch herum ein bisschen glücklicher.
Lasst das Dauergenörgel sein, diesen Zorn, den viele mit sich rumtragen. Kümmert euch um euren Körper, als wär er aus Gold. Und um eure Seele genauso.
Warum ich das alles schreibe?
Weil ich’s will.
Weil ich für mich festgestellt hab: Mehr Sinn gibt’s für mich im Leben nicht.
Der Sinn ist, dass man glücklich ist – und andere auch. Und dass man dabei anständig bleibt. Nicht im verklemmten, religiös-moralischen Sinn, sondern einfach so, dass man niemandem schadet und was Gutes hinterlässt.
Einen positiven Abdruck.