Ich muss gestehen: Ich finde es wahrlich erschreckend, dass Orte und Regionen, die man noch vor kurzer Zeit besucht hat, nun zum Schauplatz eines ernsthaften militärischen Konfliktes werden.
Natürlich war die Szenerie in Ta Muan Thom immer schon etwas bizarr. Der militärisch kontrollierte Anfahrtsweg, die mit grünfarbenem Gaze-Sichtschutz abgehängten Teile der Anlage, in denen Kambodscha den Zugriff hatte, die warnenden Rufe der Soldaten, wenn man zu weit den Hang hinunterlief.
Trotzdem: für den Westeuropäer, der spätestens seit Schengen in seiner unmittelbaren Nachbarschaft seltenst noch selbst "Grenzerfahrungen" machte, wirkte die ganze Szenerie lächerlich altmodisch, eine übertriebene Pflege tradierter nationaler Konflikte.
Und jetzt?
Heute Morgen wurden sämtliche Einwohnerinnen und Einwohner der Provinz Surin, die südlich der Autobahn 24 Richtung kambodschanische Grenze wohnen, evakuiert. Evakuiert! Evakuierung? So etwas kennt man doch höchstens aus Geschichtsbüchern und von den Konflikten aus den besonders unsicheren Weltregionen. In der grenznahen Stadt Sangkha an der Autobahn 24, rund 30 Kilometer nördlich vom bekannten Chong Chom Border Market entfernt, sind Geschosse in der Nähe einer Schule eingeschlagen.
Plötzlich ist also Krieg in Thailand. Ein Gedanke, an dem man sich wirklich erst gewöhnen muss.
Und warum das Ganze?
Ich habe in einem Post eben auf die Seeschlacht von Ko Chang hingewiesen. Und dieser historischer Hintergrund ist auch heute noch relevant. Die grenzstrittigen Tempel im südlichen Isaan sind nämlich nur die emotionalisierenden Symbole des Konfliktes, die aufwiegeln sollen. In Wahrheit geht es um Rohstoff-Vorkommen im Golf von Siam (eben dort wo sich einst Franzosen und Thailänder beharkten), um Casino-Pläne in Thailand und darum, jeweils von den innenpolitischen Krisen beider Länder abzulenken. Denn sowohl Thailand als auch Kambodscha zählen seit Jahren nicht wirklich zu den Fortschrittsgewinnern in Südostasien.
Ein Trauerspiel. Auf dem Rücken der Menschen in der Grenzregion, die heute Morgen eiligst Haus, Hof, Schulen, Arbeit, Felder und Tiere verlassen mussten.
Der so friedlich wirkende Süd-Issan mit seinen endlosen grünen Reisfeldern und freundlichen Menschen ist - 40 Jahre nach dem Ende des Khmer Rouge Regimes, das letztmals dort für gewalttätge Unruhe sorgte - wieder zur Konfliktregion geworden.