Rigoroser Sperrstunden-Vollzug –Polizeichef der Region 8 gefeuert
von Sam Gruber aus "Der Falang"
KOH SAMUI/SURATTANI: Südthailands oberster Polizeichef auf einen ‚inaktiven Posten‘ strafversetzt: Eine Maßnahme ganz oben angeordnet, die weit über die Provinzhauptstadt Surattani hinaus erkennbare Folgen nach sich zieht. Was sind die Hintergründe? Weshalb wird fast zeitgleich seit fünf Nächten in allen Touristengebieten punkt 1 Uhr die Sperrstunde durchgedrückt und rigoros das Licht abgedreht?
Die Politik in Thailand erscheint kompliziert bis unverständlich. Noch nebulöser wird es, wenn innerhalb des mächtigen thailändischen Polizeiapparates die Fugen knirschen und die Bosse der Bosse in Ungnade fallen und ihrer Posten enthoben werden. In Surattani, dem Sitz des Polizeikommandierenden der Region 8, musste Generalleutnant Thesa Siriwato weniger als zwei Jahre nach Amtsantritt seinen Stuhl räumen. Seither brodelt es mächtig in der Gerüchteküche.
Die nicht ganz neuen Vorwürfe gegen den in Ungnade gefallenen Polizeigeneral und Leiter der Provinzen Surattani, Krabi, Phuket, Phangna, Chumpon und Nakhon Si Tammarat sind in der thailändischen Presse breitgetreten worden. Er soll, so lautet ein Vorwurf gewusst haben, dass sich ranghöhere Polizeibeamte die attraktivsten Posten teils mit Millionensummen erkauft hätten. Er soll außerdem, munkeln ehemalige Freunde und Weggefährten, einen erkennbar großspurigen Lebensstil gepflegt haben. Der begeisterte Porsche-Fahrer war Schilderungen zufolge nicht nur mit seinem privaten Luxusschlitten gerne auf der Überholspur des Lebens unterwegs gewesen.
Das alleine reicht normalerweise nicht aus, um einen amtierenden Polizeigeneral in einer exponierten Position über die Klinge springen zu lassen. Fast immer sorgen politische Neubewertungen innerhalb des thailändischen Machtapparates und nachgeordnete Säuberungsbemühungen für das Abservieren zuvor hochdekorierter Polizeioffiziere. Im Fall Thesa Siriwato war der öffentliche Vorwurf des angeblichen Amtsmissbrauchs laut, lauter und möglicherweise zu laut geworden.
Der ehemalige demokratische Politaktivist und Abgeordnete Witthaya Kaewparadai aus der Provinz Nakhon Si Tammarat handelte sich heute einen gefährlichen Rüffel von Thailands Nationalem Polizeichef Chakthip Chaijinda ein, mit der unmissverständlichen Warnung, bei weiteren Korruptionsvorwürfen gegen die Royal Thai Police eine Verleumdungsklage zu riskieren. Witthaya hatte es gewagt offen auszusprechen, was nicht erst seit gestern Diskussionsstoff liefert: die mutmaßliche Zuweisung wichtiger Polizeiposten mit vorausgehender finanzieller Überzeugungskunst.
Selbst Thailands Polizei-Oberkommandierender Chakthip Chaijinda räumte ein, dass es in der Region 8 innerhalb des Polizeiapparates seit Jahren Vorwürfe wegen unverhältnismäßig hoher Zahlungen für die Vergabe lukrativer Stellen gegeben habe, er sagte jedoch auch, dass die Absetzung des Region 8-Polizeichefs nicht mit diesen Vorhaltungen in Zusammenhang zu bringen sei. Weitere Untersuchungen sollten klären, inwieweit sich Thesa Siriwato der Amtspflichtverletzung oder schwerer Vergehen schuldig gemacht haben könnte.
Weitaus weniger orakelhaft wird der wie ein Paukenschlag wahrgenommene Skalpellschnitt in der Polizeiregion 8 in der Bevölkerung bewertet. In den südlichen Provinzen wird allgemein vermutet, dass der abgesetzte Polizeikommandant auch durch seine Nähe zu dem ehemaligen Gelbhemden-Oppositionsführer Suthep Thaugsuban in Ungnade gefallen sein könnte. Thailands Nationaler Polizeichef Chajinda dementierte solche Mutmaßungen vehement, die verklausulierte Presseerklärung seiner Dienststelle trug in dieser Woche allerdings wenig zur Aufklärung bei. Suthep Thaugsubans Hauptwohnsitz ist wie der Amtssitz des Region 8-Polizeichefs Surattani, ein Zufall?
Weshalb seit 17. Juni in Thailands Touristengebieten auf Koh Samui, Phuket und in Krabi bei der Sperrstunden-Verordnung plötzlich knallhart durchgegriffen wird, das versteht keiner wirklich. Seit Freitagnacht ist die Situation auch für Urlauber drastisch spürbar. Punkt 1 Uhr drehen Polizeieinheiten in den Nachtlokal-Vierteln ihre Runden, sie haben Videokameras dabei und halten alles fest. Wer keine Folge leistet und weitermacht, verliert seine Lizenz.
Will die Polizei öffentlich demonstrieren, wer in den pulsierenden Touristengebieten das Sagen hat? Soll durch diesen Sperrstunden-Vollzug ein mögliches Ende der Vergnügungsindustrie wie ein Drohszenario in die Nacht geleuchtet werden?
Betreiber von Bars und Diskotheken befürchten dieses Mal eine anhaltende Trockenlegung ihrer Existenzgrundlage. „Wenn wir um 1 Uhr die Leute nach Hause schicken müssen, die gerade erst in Stimmung für eine fröhliche Nacht sind, dann kann keiner dauerhaft überleben“, sagt ein lange auf Samui ansässiger Unternehmer.
Der Deutsche hat in knapp 20 Jahren viele Polizei- und Armeeauftritte erlebt und neigt zur Gelassenheit, dieses Mal haben er und seine Thaiehefrau jedoch ein ungutes Gefühl. In Bangkok, Pattaya, auf den südlichen Urlaubsinseln, überall schrillten seit Monaten die Alarmglocken und sie läuten wie ein Abgesang aufs seit Jahrzehnten funktionierende Nachtmilieu. Der deutsche Nachtbarbetreiber befürchtet, dass den Urhebern jüngster Willküraktionen gar nicht bewusst sei, dass nicht nur Leute wie er auf der Strecke bleiben, sondern langfristig der gesamte thailändische Tourismus.
von Sam Gruber aus "Der Falang"
KOH SAMUI/SURATTANI: Südthailands oberster Polizeichef auf einen ‚inaktiven Posten‘ strafversetzt: Eine Maßnahme ganz oben angeordnet, die weit über die Provinzhauptstadt Surattani hinaus erkennbare Folgen nach sich zieht. Was sind die Hintergründe? Weshalb wird fast zeitgleich seit fünf Nächten in allen Touristengebieten punkt 1 Uhr die Sperrstunde durchgedrückt und rigoros das Licht abgedreht?
Die Politik in Thailand erscheint kompliziert bis unverständlich. Noch nebulöser wird es, wenn innerhalb des mächtigen thailändischen Polizeiapparates die Fugen knirschen und die Bosse der Bosse in Ungnade fallen und ihrer Posten enthoben werden. In Surattani, dem Sitz des Polizeikommandierenden der Region 8, musste Generalleutnant Thesa Siriwato weniger als zwei Jahre nach Amtsantritt seinen Stuhl räumen. Seither brodelt es mächtig in der Gerüchteküche.
Die nicht ganz neuen Vorwürfe gegen den in Ungnade gefallenen Polizeigeneral und Leiter der Provinzen Surattani, Krabi, Phuket, Phangna, Chumpon und Nakhon Si Tammarat sind in der thailändischen Presse breitgetreten worden. Er soll, so lautet ein Vorwurf gewusst haben, dass sich ranghöhere Polizeibeamte die attraktivsten Posten teils mit Millionensummen erkauft hätten. Er soll außerdem, munkeln ehemalige Freunde und Weggefährten, einen erkennbar großspurigen Lebensstil gepflegt haben. Der begeisterte Porsche-Fahrer war Schilderungen zufolge nicht nur mit seinem privaten Luxusschlitten gerne auf der Überholspur des Lebens unterwegs gewesen.
Das alleine reicht normalerweise nicht aus, um einen amtierenden Polizeigeneral in einer exponierten Position über die Klinge springen zu lassen. Fast immer sorgen politische Neubewertungen innerhalb des thailändischen Machtapparates und nachgeordnete Säuberungsbemühungen für das Abservieren zuvor hochdekorierter Polizeioffiziere. Im Fall Thesa Siriwato war der öffentliche Vorwurf des angeblichen Amtsmissbrauchs laut, lauter und möglicherweise zu laut geworden.
Der ehemalige demokratische Politaktivist und Abgeordnete Witthaya Kaewparadai aus der Provinz Nakhon Si Tammarat handelte sich heute einen gefährlichen Rüffel von Thailands Nationalem Polizeichef Chakthip Chaijinda ein, mit der unmissverständlichen Warnung, bei weiteren Korruptionsvorwürfen gegen die Royal Thai Police eine Verleumdungsklage zu riskieren. Witthaya hatte es gewagt offen auszusprechen, was nicht erst seit gestern Diskussionsstoff liefert: die mutmaßliche Zuweisung wichtiger Polizeiposten mit vorausgehender finanzieller Überzeugungskunst.
Selbst Thailands Polizei-Oberkommandierender Chakthip Chaijinda räumte ein, dass es in der Region 8 innerhalb des Polizeiapparates seit Jahren Vorwürfe wegen unverhältnismäßig hoher Zahlungen für die Vergabe lukrativer Stellen gegeben habe, er sagte jedoch auch, dass die Absetzung des Region 8-Polizeichefs nicht mit diesen Vorhaltungen in Zusammenhang zu bringen sei. Weitere Untersuchungen sollten klären, inwieweit sich Thesa Siriwato der Amtspflichtverletzung oder schwerer Vergehen schuldig gemacht haben könnte.
Weitaus weniger orakelhaft wird der wie ein Paukenschlag wahrgenommene Skalpellschnitt in der Polizeiregion 8 in der Bevölkerung bewertet. In den südlichen Provinzen wird allgemein vermutet, dass der abgesetzte Polizeikommandant auch durch seine Nähe zu dem ehemaligen Gelbhemden-Oppositionsführer Suthep Thaugsuban in Ungnade gefallen sein könnte. Thailands Nationaler Polizeichef Chajinda dementierte solche Mutmaßungen vehement, die verklausulierte Presseerklärung seiner Dienststelle trug in dieser Woche allerdings wenig zur Aufklärung bei. Suthep Thaugsubans Hauptwohnsitz ist wie der Amtssitz des Region 8-Polizeichefs Surattani, ein Zufall?
Weshalb seit 17. Juni in Thailands Touristengebieten auf Koh Samui, Phuket und in Krabi bei der Sperrstunden-Verordnung plötzlich knallhart durchgegriffen wird, das versteht keiner wirklich. Seit Freitagnacht ist die Situation auch für Urlauber drastisch spürbar. Punkt 1 Uhr drehen Polizeieinheiten in den Nachtlokal-Vierteln ihre Runden, sie haben Videokameras dabei und halten alles fest. Wer keine Folge leistet und weitermacht, verliert seine Lizenz.
Will die Polizei öffentlich demonstrieren, wer in den pulsierenden Touristengebieten das Sagen hat? Soll durch diesen Sperrstunden-Vollzug ein mögliches Ende der Vergnügungsindustrie wie ein Drohszenario in die Nacht geleuchtet werden?
Betreiber von Bars und Diskotheken befürchten dieses Mal eine anhaltende Trockenlegung ihrer Existenzgrundlage. „Wenn wir um 1 Uhr die Leute nach Hause schicken müssen, die gerade erst in Stimmung für eine fröhliche Nacht sind, dann kann keiner dauerhaft überleben“, sagt ein lange auf Samui ansässiger Unternehmer.
Der Deutsche hat in knapp 20 Jahren viele Polizei- und Armeeauftritte erlebt und neigt zur Gelassenheit, dieses Mal haben er und seine Thaiehefrau jedoch ein ungutes Gefühl. In Bangkok, Pattaya, auf den südlichen Urlaubsinseln, überall schrillten seit Monaten die Alarmglocken und sie läuten wie ein Abgesang aufs seit Jahrzehnten funktionierende Nachtmilieu. Der deutsche Nachtbarbetreiber befürchtet, dass den Urhebern jüngster Willküraktionen gar nicht bewusst sei, dass nicht nur Leute wie er auf der Strecke bleiben, sondern langfristig der gesamte thailändische Tourismus.