Heute kommt ja so einiges zusammen in Thailand. Bei uns auch. Karnevalssonntag, Valentinstag, chinesisches neues Jahr...Deswegen mal einen Blick auf den Valentinstag in Bangkok.
Trimurti
2004, vor dem Umbau
Als Udane Tejapaibul zusammen mit seiner Familie 1990 das World Trade Center (WTC) einweihte, herrschte in Bangkok Aufbruchstimmung.
Udane Tejapaibul
Überall wuchsen Hochhäuser in den Himmel. Noch 1985 konnte man von einer Skyline, wie wir sie von solch großen Städten gewohnt sind, nicht reden. Bangkok war flach. Nur einige wenige 30 bis 40-stöckige Gebäude strebten einsam und ganz vereinzelt gen Himmel. Nicht erwähnenswert. Anfang der 90er Jahre nahm der Bau Boom an Geschwindigkeit zu. Auf dieser zu der Zeit größten Baustellen der Welt wurde überall Beton gegossen, Stahlträger verschweißt, gerammt, gehämmert und gebohrt.
Der „Second Phase Expressway“ war in der Pipeline, schon im Distrikt Pang Na ging die Sukhumvit in eine Landstrasse über, an der aber ständig gewurschtelt wurde, sodass es angebracht war, 4 bis 6 Stunden von Pattaya nach Don Muang einzuplanen.
Khun Udane, 1913 geboren, war der Sohn chinesischer Einwanderer, die äußersten Wert auf die Ausbildung ihres Nachwuchses legte. Seine erste Millionen machte er schon vor dem 2. Weltkrieg. Nach dem Krieg verdiente er sein Vermögen mit Pfandleihhäusern und einer Monopol-Lizenz für den Alkoholverkauf um schließlich 1950 die Bangkok Metropolitan Bank zu gründen. Die Marken Mekhong Whiskey und Kloster Bier waren Teil seines umsatzstärksten Sortiments. Udane gehörte zur gleichen Generation wie Chin Sophon Panich, der Gründer der Bangkok Bank und Bancha Lamsam, der Gründer der Thai Farmers Bank. Sie und andere bestimmten in den 80er und 90er Jahren die wirtschaftliche Entwicklung Thailands. Ohne sie ging gar nichts.
Eines der Hauptprobleme für manche Herrschaften in diesen zwei Jahrzehnten war der totale overkill an Cash in ihren Händen. Sinnlos, es in der Schublade aufzubewahren. Drogengelder in unglaublichen Mengen drängten auf den Markt, mussten gewaschen werden. Die Skyline der 80/90er Jahre ist zu einem gerüttelten Maß auf Opium und Heroin gebaut. Durch ehrliche Arbeit und Handel erworbenes Vermögen suchte ebenfalls nach sinnvollen Investitionsmöglichkeiten. Wer immer zu Geld gekommen war oder einen guten Draht zu Kredit-Instituten hatte, stürzte sich in das „Real Estate & Property“ Geschäft. Auch Udane Tejapaibul sann über neue Wege nach, sein Vermögen zu vermehren.
Die Gegend um die Ratchaprasong Kreuzung wurde lange Zeit vom Pathumwan Palast, Wat Pathum Wanaram (1857), dem Erawan Hotel (1956), dem Narayana Phand (Naraiphand) Geschäft für Kunsthandwerk (1964), dem Le Meridien President (1973), heute Holiday Inn und dem Central Chidlom (1973) geprägt. Auf dem Gelände des heutigen CentralWorld befanden sich viele kleine Läden und Garküchen, wild gewachsen und nicht unbedingt offiziell. Es ist königlicher Grund und Boden, der vom Crown Property Bureau verwaltet wird. Auf der gegenüberliegenden Seite strebte 1990 ein erstes Hochhaus in die Höhe. Das Grand Hyatt Erawan Hotel, welches 1991 eingeweiht wurde.
Udane Tejapaibul hatte große Pläne. Zunächst errichtete er den langgezogenen relativ niedrigen Bau des Shopping Komplexes mit den Partnern Zen (Central Group) an einem und Japanern, Isetan, am anderen Ende. Das WTC wurde 1990 feierlich eröffnet. Schon damals war es angeblich das größte Kaufhaus Süd-Ost-Asiens.
Der Erawan Schrein mit Phra Phrom auf der anderen Seite der Kreuzung hatte sich inzwischen als wohlwollender Pate für Sonderwünsche und Reichtum etabliert. Für das World Trade Center fühlte er sich aber nicht zuständig. Ein spirituelles Gegengewicht musste her. So kam es, dass Khun Udane einen zweiten Schrein an der Ratchaprasong Kreuzung errichten ließ, den Trimurti Schrein.
Trimurti bedeutet “Dreier-Statue oder Gottheit”. Gemeint sind Brahma der Schöpfer, Vishnu der Erhalter und Shiva der Zerstörer oder vereinfacht: Erde, Wasser und Feuer, wobei Erde für die Schöpfung, Wasser für die Lebenserhaltung und Feuer für die Zerstörung steht. Es ist der Kreislauf allen Seins, Entstehen, Existieren und Vergehen, die ultimative Wahrheit, der alles irdische Sein unterliegt. Warum diese Statue dann zwei Köpfe und fünf Gesichter hat, ist mir nicht bekannt.
Trimurti wird nicht als Gottheit verehrt, sondern stellt lediglich die Symbiose dieser drei Eigenschaften des Seins dar. Die Dreifaltigkeit des Hinduismus. So ist es nicht verwunderlich, dass im Vergleich zum Erawan Schrein nur relativ selten jemand vor der Statue auf die Knie ging und seinen Respekt verbunden mit Gebeten erwies. Eine leichte Belebung stellte sich meist am Abend nach Büroschluss ein. In den naiven Herzen der Menschen mag auch die Nähe zum Erawan Schrein eine Rolle gespielt haben. In dessen Sichtweite vor einer anderen Statue auf die Knie gehen mag in Phra Phrom Zorn und Eifersucht bewirken. Man kann ja nie wissen.
Wie kam es nun zu der Bezeichnung Titel World Trade Center, kurz WTC? Wo waren die beiden Türme? Diesen Titel wollte sich Khun Udane mit einem Bürohochhaus und einem Hotelturm verdienen. Die notwendigen Mittel dazu überstiegen auch seine Möglichkeiten. Mit seiner eigenen Bank als Selbstbedienungsladen aber kein Problem, oder? Der Bau des zunächst mit 63 Stockwerken geplanten Office Towers begann gleich nach der Einweihung des WTC.
Noch wusste Khun Udane nicht, wie sehr er damit die ultimative Wahrheit allen Seins, nämlich Entstehen, Existieren und Vergehen in die Nähe des vorzeitigen Endes bewegte. Trimurti konnte es gar nicht erwarten, ihren ersten Kreislauf zu schließen. Sozusagen als Probelauf.
Aus dem Hotel wurde nichts, und das Bürogebäude erwischte es kalt im 39. Stockwerk während der 1997 Krise. Udanes Selbstbedienungs-Bank, die Bangkok Metropolitan Bank, ging pleite und wurde von der Thailändischen Zentralbank kurzerhand übernommen, künstlich am Leben gehalten und schließlich mit der Siam City Bank vereint, wobei sie ihren Namen verlor.
Beim 39. Stockwerk war Schluss
Udane Tejapaibuls Firmenkonglomerat traf es mit am Schlimmsten. Er machte den gleichen Fehler, wie andere auch, indem er seine eigene Bank als Cash Kuh für seine Investitionen benutzte. Zusätzlich war die Familie hoffnungslos zerstritten. Nicht alle Sino-Thai Clans in Bangkok sind mit Harmonie und Professionalität gesegnet.
Trimurti erfreute sich inzwischen verstärkter Aufmerksamkeit. Aber nicht wegen ihres verkürzten Kreislaufs, der sich schon nach sieben Jahren schloss. Die abstrakte und symbolisch hinduistische Bedeutung Trimurtis ist den Thais völlig unbekannt. Es gibt keine Buddhistischen Legenden über sie und das Ramakien erwähnt sie auch nicht.
Irgendwie hatte sich jedoch herumgesprochen, dass sie als Patron für die „wahre Liebe“ besonders geeignet sei. Donnerstags abends und ganz besonders am Valentins Tag versammelten sich dort junge Leute, manche in roten T-Shirts oder Polohemden. Sie spendeten rote Rosen und flehten um einen lieben Partner. Treu, aufrichtig, intelligent, sexy, gesund, schön und reich.
Udane Tejapaibuls Familie versuchte, sich noch eine Zeit lang zu wehren. Wir wissen ja wie groß die Schande eines Verlustes der Familienjuwelen in Sino-Thai Kreisen ist. Die Central Pattana Plc aber sah eine goldene Gelegenheit. War sie ja schon mit ihrem Zen in diesem Komplex vertreten.
Tiang Chirathivat, der Gründervater der Central Group, ging Anfang des 20. Jahrhunderts. Er war ein wirklich armes Schwein und verdiente sich die ersten Satangs als Kuli. Kein Vergleich zu den Wanglees, deren Gründervater schon als wohlhabender Geschäftsmann nach Bangkok kam.
Tiang arbeitete sich hoch und sein erster winziger Laden, noch auf der Thonburi Seite, trug das Schild: „käng säng li“, Körbe zu verkaufen. 1947 machte er aufs andere Ufer rüber und eröffnete gleich in der Nähe der Portugiesischen Botschaft, Ecke Bush Lane, Thanon Charoen Krung, Soi 30, das „Central Trading Store“, wo er hauptsächlich Tageszeitungen und internationale Magazine verkaufte. Der Bedarf in diesem europäisch geprägten Teil der Thanon Charoen Krung war sicher ziemlich hoch. Später kamen noch andere Importgüter hinzu, wie z.B. Bekleidung, Schuhe und Kosmetiks. 1950 weihte Tiangs Sohn ein weiteres Department Store Ecke Oriental Lane, Soi 40, ein. Von da an ging’s bergauf. Wer kennt sie nicht. Die vielen Central Department Stores, das Robinson, das Zen und auch das Big C. Sie alle gehören zur Central Group. Das Big C anteilsmäßig.
Die Chirathivats sind die Pioniere der Department Stores und die ersten, die westliche Waren importierten um den Bedarf der Europäer und Amerikaner in Bangkok zu decken. Und wo anders hätten sie es besser tun können als am damals europäisch geprägten Teil der Thanon Charoen Krung. Nicht schlecht gedacht für einen armen Schlucker aus China, der als Kuli anfangs nicht wusste, ob er morgen genug zu essen hatte. Mit der Amerikanisierung Bangkoks in den 60er Jahren kamen auch die Thais auf den Geschmack. Es galt als schick, sich wie Amis und auch Europäer zu kleiden, deren Frisuren zu tragen, sich so wie diese zu schminken und sich mit deren Status-Symbolen zu umgeben. Die Central Department Stores setzten zum Höhenflug an.
Sie überstanden die Krise 1997 nahezu unbeschadet. Kaum verschuldet sammelten sie die Scherben der anderen auf. Das WTC gehörte dazu. Trimurti versprach, den Kreislauf allen Seins nicht schon wieder nach nur sieben Jahren zu vollenden, die Central Group übernahm den Komplex, entstaubte die Bauruinen des Office und Hotel Towers, nahm die Bauarbeiten wieder auf und renovierte und erweiterte das WTC. 2002 hatte dieser Name ausgedient. Von da an hieß es „Central World Plaza“. Der Fall der World Trade Towers in New York mag eine Rolle gespielt haben, aber noch wichtiger war es, das der Begriff „Central“ im neuen Namen enthalten war.
Also Vorbild diente ein Plan, den wohl schon der Vorbesitzer Udane Tejapaibul im Sinn hatte.
Währenddessen schickte sich die Mall Group an, mit dem Paragon die Krone des „Größten, usw.“ an sich zu reißen. Die Central Group musste schon wieder nachrüsten. Ein Wettlauf der Giganten begann, den zunächst die Mall Group gewann, als sie im Dezember 2005 das Paragon einweihte.
Trimurti hielt ihr versprechen und gab nicht auf. Sie verharrte im Zustand der Entstehung, der Schöpfung, anstatt wieder mal vorzeitig ihr Shiva gesicht zu zeigen. Sie hatte aber einen Wunsch. Irgendwie fühlte sie sich schräg gegenüber vom Erawan Schrein nicht wohl. Der Verkehr auf der Rama I, die Skytrain. Irgendwie eine ungemütliche Ecke. Da kam kein Frohsinn auf.
Da die Central Group sowieso mit einer Erweiterung und Erneuerung beschäftigt war, und ein Brahmanischer Gelehrter bestätigte, dass der Ort für die Trimurti nicht unbedingt günstig läge, sah man sich nach einem neuen Ort für sie um.
Die Bauarbeiten kamen der Trimurti gefährlich nahe und so wurde sie schließlich in einer feierlichen Aktion ans andere Ende versetzt. Der „Central Worl Plaza“ wurde ein weiteres mal umbenannt, nämlich in „CentralWorld“, was wie eine Trademark aussieht und klingt.
Ihr alter Standort sieht heute so aus. Dort plätschern und spritzen nun elektronisch gesteuerte Wasserfontänen.
Da steht sie nun, die Trimurti, am Isetan Ende, gleich neben Ganesh, Pi Ganet, und erfreut sich steigender Aufmerksamkeit.
Am Valentines Tag versammeln sich die Liebeslüsternen in Scharen und huldigen Trimurti als Symbol für „True Love“. Eine Thaierfindung.
Dann kann sich Trimurti vor Rosen nicht retten.
Der Trimurti Schrein wird im Thai-Volksmund „Lover’s Shrine“ genannt.
Das CentralWorld erstrahlt nun in neuem Glanz. Der Office Tower ist in vollem Betrieb. Allerdings nur mit 51 Stockwerken, anstatt wie ursprünglich geplant mit 63 Etagen. Der Hotel Tower strebt seiner endgültigen Vollendung zu. Nur an der Spitze wird im Mai 2008 noch rumgewerkelt. Das Hotel selber bietet schon seinen Service an.
Quelle: www.skyscrapercity.com
Die Central Group hat bisher in all ihren Unternehmungen eine glückliche Hand bewiesen. Nur einmal in den 50ern hatte sie ihre eigenen Landsleute falsch eingeschätzt. Ein Department Store in der Thanon Yaowarat, im Herzen China Towns, wurde von der Bevölkerung nicht angenommen. Sie kauften lieber einheimische oder aus China importierte Waren, anstatt sich an den Errungenschaften des Westens zu erfreuen. Abgehakt. Dafür lief das Department Store in der Nähe des Oriental Hotels um so besser.
Wie wird sich Trimurti dieses mal verhalten? Welchen Gang im Kreislauf allen Seins hat sie eingelegt? Ist sie noch in der Schöpferphase als Brahma? Hat sie etwa als Vishnu bereits Reparaturwerkzeuge in der Hand und flickt, was noch zu flicken ist? Oder sinnt sie schon als Shiva über die Choreografie des alles vernichtenden Tanzes nach?
Wir wissen es nicht. Ihre Gesichtszüge geben ihre Stimmung nicht preis. Selbst ein Brahmanischer Priester vermag nicht, in ihnen zu lesen. Nur manchmal, besonders am Valentinstag vernehmen einige Verehrer(innen) eine leise Stimme tief im Herzen:
„Ich bin zwar nicht das, was du denkst. Aber vielen Dank für die Rosen. Auch du wirst deine wahre Liebe finden. Brahma wird sie dir in den Schoss legen. Vishnu wird dir helfen, sie zu pflegen und zu hegen. Und Shiva wird sie irgendwann...aber daran denken wir jetzt noch nicht.“
Amen
Trimurti
2004, vor dem Umbau
Als Udane Tejapaibul zusammen mit seiner Familie 1990 das World Trade Center (WTC) einweihte, herrschte in Bangkok Aufbruchstimmung.
Udane Tejapaibul
Überall wuchsen Hochhäuser in den Himmel. Noch 1985 konnte man von einer Skyline, wie wir sie von solch großen Städten gewohnt sind, nicht reden. Bangkok war flach. Nur einige wenige 30 bis 40-stöckige Gebäude strebten einsam und ganz vereinzelt gen Himmel. Nicht erwähnenswert. Anfang der 90er Jahre nahm der Bau Boom an Geschwindigkeit zu. Auf dieser zu der Zeit größten Baustellen der Welt wurde überall Beton gegossen, Stahlträger verschweißt, gerammt, gehämmert und gebohrt.
Der „Second Phase Expressway“ war in der Pipeline, schon im Distrikt Pang Na ging die Sukhumvit in eine Landstrasse über, an der aber ständig gewurschtelt wurde, sodass es angebracht war, 4 bis 6 Stunden von Pattaya nach Don Muang einzuplanen.
Khun Udane, 1913 geboren, war der Sohn chinesischer Einwanderer, die äußersten Wert auf die Ausbildung ihres Nachwuchses legte. Seine erste Millionen machte er schon vor dem 2. Weltkrieg. Nach dem Krieg verdiente er sein Vermögen mit Pfandleihhäusern und einer Monopol-Lizenz für den Alkoholverkauf um schließlich 1950 die Bangkok Metropolitan Bank zu gründen. Die Marken Mekhong Whiskey und Kloster Bier waren Teil seines umsatzstärksten Sortiments. Udane gehörte zur gleichen Generation wie Chin Sophon Panich, der Gründer der Bangkok Bank und Bancha Lamsam, der Gründer der Thai Farmers Bank. Sie und andere bestimmten in den 80er und 90er Jahren die wirtschaftliche Entwicklung Thailands. Ohne sie ging gar nichts.
Eines der Hauptprobleme für manche Herrschaften in diesen zwei Jahrzehnten war der totale overkill an Cash in ihren Händen. Sinnlos, es in der Schublade aufzubewahren. Drogengelder in unglaublichen Mengen drängten auf den Markt, mussten gewaschen werden. Die Skyline der 80/90er Jahre ist zu einem gerüttelten Maß auf Opium und Heroin gebaut. Durch ehrliche Arbeit und Handel erworbenes Vermögen suchte ebenfalls nach sinnvollen Investitionsmöglichkeiten. Wer immer zu Geld gekommen war oder einen guten Draht zu Kredit-Instituten hatte, stürzte sich in das „Real Estate & Property“ Geschäft. Auch Udane Tejapaibul sann über neue Wege nach, sein Vermögen zu vermehren.
Die Gegend um die Ratchaprasong Kreuzung wurde lange Zeit vom Pathumwan Palast, Wat Pathum Wanaram (1857), dem Erawan Hotel (1956), dem Narayana Phand (Naraiphand) Geschäft für Kunsthandwerk (1964), dem Le Meridien President (1973), heute Holiday Inn und dem Central Chidlom (1973) geprägt. Auf dem Gelände des heutigen CentralWorld befanden sich viele kleine Läden und Garküchen, wild gewachsen und nicht unbedingt offiziell. Es ist königlicher Grund und Boden, der vom Crown Property Bureau verwaltet wird. Auf der gegenüberliegenden Seite strebte 1990 ein erstes Hochhaus in die Höhe. Das Grand Hyatt Erawan Hotel, welches 1991 eingeweiht wurde.
Udane Tejapaibul hatte große Pläne. Zunächst errichtete er den langgezogenen relativ niedrigen Bau des Shopping Komplexes mit den Partnern Zen (Central Group) an einem und Japanern, Isetan, am anderen Ende. Das WTC wurde 1990 feierlich eröffnet. Schon damals war es angeblich das größte Kaufhaus Süd-Ost-Asiens.
Der Erawan Schrein mit Phra Phrom auf der anderen Seite der Kreuzung hatte sich inzwischen als wohlwollender Pate für Sonderwünsche und Reichtum etabliert. Für das World Trade Center fühlte er sich aber nicht zuständig. Ein spirituelles Gegengewicht musste her. So kam es, dass Khun Udane einen zweiten Schrein an der Ratchaprasong Kreuzung errichten ließ, den Trimurti Schrein.
Trimurti bedeutet “Dreier-Statue oder Gottheit”. Gemeint sind Brahma der Schöpfer, Vishnu der Erhalter und Shiva der Zerstörer oder vereinfacht: Erde, Wasser und Feuer, wobei Erde für die Schöpfung, Wasser für die Lebenserhaltung und Feuer für die Zerstörung steht. Es ist der Kreislauf allen Seins, Entstehen, Existieren und Vergehen, die ultimative Wahrheit, der alles irdische Sein unterliegt. Warum diese Statue dann zwei Köpfe und fünf Gesichter hat, ist mir nicht bekannt.
Trimurti wird nicht als Gottheit verehrt, sondern stellt lediglich die Symbiose dieser drei Eigenschaften des Seins dar. Die Dreifaltigkeit des Hinduismus. So ist es nicht verwunderlich, dass im Vergleich zum Erawan Schrein nur relativ selten jemand vor der Statue auf die Knie ging und seinen Respekt verbunden mit Gebeten erwies. Eine leichte Belebung stellte sich meist am Abend nach Büroschluss ein. In den naiven Herzen der Menschen mag auch die Nähe zum Erawan Schrein eine Rolle gespielt haben. In dessen Sichtweite vor einer anderen Statue auf die Knie gehen mag in Phra Phrom Zorn und Eifersucht bewirken. Man kann ja nie wissen.
Wie kam es nun zu der Bezeichnung Titel World Trade Center, kurz WTC? Wo waren die beiden Türme? Diesen Titel wollte sich Khun Udane mit einem Bürohochhaus und einem Hotelturm verdienen. Die notwendigen Mittel dazu überstiegen auch seine Möglichkeiten. Mit seiner eigenen Bank als Selbstbedienungsladen aber kein Problem, oder? Der Bau des zunächst mit 63 Stockwerken geplanten Office Towers begann gleich nach der Einweihung des WTC.
Noch wusste Khun Udane nicht, wie sehr er damit die ultimative Wahrheit allen Seins, nämlich Entstehen, Existieren und Vergehen in die Nähe des vorzeitigen Endes bewegte. Trimurti konnte es gar nicht erwarten, ihren ersten Kreislauf zu schließen. Sozusagen als Probelauf.
Aus dem Hotel wurde nichts, und das Bürogebäude erwischte es kalt im 39. Stockwerk während der 1997 Krise. Udanes Selbstbedienungs-Bank, die Bangkok Metropolitan Bank, ging pleite und wurde von der Thailändischen Zentralbank kurzerhand übernommen, künstlich am Leben gehalten und schließlich mit der Siam City Bank vereint, wobei sie ihren Namen verlor.
Beim 39. Stockwerk war Schluss
Udane Tejapaibuls Firmenkonglomerat traf es mit am Schlimmsten. Er machte den gleichen Fehler, wie andere auch, indem er seine eigene Bank als Cash Kuh für seine Investitionen benutzte. Zusätzlich war die Familie hoffnungslos zerstritten. Nicht alle Sino-Thai Clans in Bangkok sind mit Harmonie und Professionalität gesegnet.
Trimurti erfreute sich inzwischen verstärkter Aufmerksamkeit. Aber nicht wegen ihres verkürzten Kreislaufs, der sich schon nach sieben Jahren schloss. Die abstrakte und symbolisch hinduistische Bedeutung Trimurtis ist den Thais völlig unbekannt. Es gibt keine Buddhistischen Legenden über sie und das Ramakien erwähnt sie auch nicht.
Irgendwie hatte sich jedoch herumgesprochen, dass sie als Patron für die „wahre Liebe“ besonders geeignet sei. Donnerstags abends und ganz besonders am Valentins Tag versammelten sich dort junge Leute, manche in roten T-Shirts oder Polohemden. Sie spendeten rote Rosen und flehten um einen lieben Partner. Treu, aufrichtig, intelligent, sexy, gesund, schön und reich.
Udane Tejapaibuls Familie versuchte, sich noch eine Zeit lang zu wehren. Wir wissen ja wie groß die Schande eines Verlustes der Familienjuwelen in Sino-Thai Kreisen ist. Die Central Pattana Plc aber sah eine goldene Gelegenheit. War sie ja schon mit ihrem Zen in diesem Komplex vertreten.
Tiang Chirathivat, der Gründervater der Central Group, ging Anfang des 20. Jahrhunderts. Er war ein wirklich armes Schwein und verdiente sich die ersten Satangs als Kuli. Kein Vergleich zu den Wanglees, deren Gründervater schon als wohlhabender Geschäftsmann nach Bangkok kam.
Tiang arbeitete sich hoch und sein erster winziger Laden, noch auf der Thonburi Seite, trug das Schild: „käng säng li“, Körbe zu verkaufen. 1947 machte er aufs andere Ufer rüber und eröffnete gleich in der Nähe der Portugiesischen Botschaft, Ecke Bush Lane, Thanon Charoen Krung, Soi 30, das „Central Trading Store“, wo er hauptsächlich Tageszeitungen und internationale Magazine verkaufte. Der Bedarf in diesem europäisch geprägten Teil der Thanon Charoen Krung war sicher ziemlich hoch. Später kamen noch andere Importgüter hinzu, wie z.B. Bekleidung, Schuhe und Kosmetiks. 1950 weihte Tiangs Sohn ein weiteres Department Store Ecke Oriental Lane, Soi 40, ein. Von da an ging’s bergauf. Wer kennt sie nicht. Die vielen Central Department Stores, das Robinson, das Zen und auch das Big C. Sie alle gehören zur Central Group. Das Big C anteilsmäßig.
Die Chirathivats sind die Pioniere der Department Stores und die ersten, die westliche Waren importierten um den Bedarf der Europäer und Amerikaner in Bangkok zu decken. Und wo anders hätten sie es besser tun können als am damals europäisch geprägten Teil der Thanon Charoen Krung. Nicht schlecht gedacht für einen armen Schlucker aus China, der als Kuli anfangs nicht wusste, ob er morgen genug zu essen hatte. Mit der Amerikanisierung Bangkoks in den 60er Jahren kamen auch die Thais auf den Geschmack. Es galt als schick, sich wie Amis und auch Europäer zu kleiden, deren Frisuren zu tragen, sich so wie diese zu schminken und sich mit deren Status-Symbolen zu umgeben. Die Central Department Stores setzten zum Höhenflug an.
Sie überstanden die Krise 1997 nahezu unbeschadet. Kaum verschuldet sammelten sie die Scherben der anderen auf. Das WTC gehörte dazu. Trimurti versprach, den Kreislauf allen Seins nicht schon wieder nach nur sieben Jahren zu vollenden, die Central Group übernahm den Komplex, entstaubte die Bauruinen des Office und Hotel Towers, nahm die Bauarbeiten wieder auf und renovierte und erweiterte das WTC. 2002 hatte dieser Name ausgedient. Von da an hieß es „Central World Plaza“. Der Fall der World Trade Towers in New York mag eine Rolle gespielt haben, aber noch wichtiger war es, das der Begriff „Central“ im neuen Namen enthalten war.
Also Vorbild diente ein Plan, den wohl schon der Vorbesitzer Udane Tejapaibul im Sinn hatte.
Währenddessen schickte sich die Mall Group an, mit dem Paragon die Krone des „Größten, usw.“ an sich zu reißen. Die Central Group musste schon wieder nachrüsten. Ein Wettlauf der Giganten begann, den zunächst die Mall Group gewann, als sie im Dezember 2005 das Paragon einweihte.
Trimurti hielt ihr versprechen und gab nicht auf. Sie verharrte im Zustand der Entstehung, der Schöpfung, anstatt wieder mal vorzeitig ihr Shiva gesicht zu zeigen. Sie hatte aber einen Wunsch. Irgendwie fühlte sie sich schräg gegenüber vom Erawan Schrein nicht wohl. Der Verkehr auf der Rama I, die Skytrain. Irgendwie eine ungemütliche Ecke. Da kam kein Frohsinn auf.
Da die Central Group sowieso mit einer Erweiterung und Erneuerung beschäftigt war, und ein Brahmanischer Gelehrter bestätigte, dass der Ort für die Trimurti nicht unbedingt günstig läge, sah man sich nach einem neuen Ort für sie um.
Die Bauarbeiten kamen der Trimurti gefährlich nahe und so wurde sie schließlich in einer feierlichen Aktion ans andere Ende versetzt. Der „Central Worl Plaza“ wurde ein weiteres mal umbenannt, nämlich in „CentralWorld“, was wie eine Trademark aussieht und klingt.
Ihr alter Standort sieht heute so aus. Dort plätschern und spritzen nun elektronisch gesteuerte Wasserfontänen.
Da steht sie nun, die Trimurti, am Isetan Ende, gleich neben Ganesh, Pi Ganet, und erfreut sich steigender Aufmerksamkeit.
Am Valentines Tag versammeln sich die Liebeslüsternen in Scharen und huldigen Trimurti als Symbol für „True Love“. Eine Thaierfindung.
Dann kann sich Trimurti vor Rosen nicht retten.
Der Trimurti Schrein wird im Thai-Volksmund „Lover’s Shrine“ genannt.
Das CentralWorld erstrahlt nun in neuem Glanz. Der Office Tower ist in vollem Betrieb. Allerdings nur mit 51 Stockwerken, anstatt wie ursprünglich geplant mit 63 Etagen. Der Hotel Tower strebt seiner endgültigen Vollendung zu. Nur an der Spitze wird im Mai 2008 noch rumgewerkelt. Das Hotel selber bietet schon seinen Service an.
Quelle: www.skyscrapercity.com
Die Central Group hat bisher in all ihren Unternehmungen eine glückliche Hand bewiesen. Nur einmal in den 50ern hatte sie ihre eigenen Landsleute falsch eingeschätzt. Ein Department Store in der Thanon Yaowarat, im Herzen China Towns, wurde von der Bevölkerung nicht angenommen. Sie kauften lieber einheimische oder aus China importierte Waren, anstatt sich an den Errungenschaften des Westens zu erfreuen. Abgehakt. Dafür lief das Department Store in der Nähe des Oriental Hotels um so besser.
Wie wird sich Trimurti dieses mal verhalten? Welchen Gang im Kreislauf allen Seins hat sie eingelegt? Ist sie noch in der Schöpferphase als Brahma? Hat sie etwa als Vishnu bereits Reparaturwerkzeuge in der Hand und flickt, was noch zu flicken ist? Oder sinnt sie schon als Shiva über die Choreografie des alles vernichtenden Tanzes nach?
Wir wissen es nicht. Ihre Gesichtszüge geben ihre Stimmung nicht preis. Selbst ein Brahmanischer Priester vermag nicht, in ihnen zu lesen. Nur manchmal, besonders am Valentinstag vernehmen einige Verehrer(innen) eine leise Stimme tief im Herzen:
„Ich bin zwar nicht das, was du denkst. Aber vielen Dank für die Rosen. Auch du wirst deine wahre Liebe finden. Brahma wird sie dir in den Schoss legen. Vishnu wird dir helfen, sie zu pflegen und zu hegen. Und Shiva wird sie irgendwann...aber daran denken wir jetzt noch nicht.“
Amen
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