Schon am Ende des letzten Urlaubs war klar, dass meine XLT und ich uns wiedersehen würden. Sie war zwar Feuer und Flamme nach Jöreman zu kommen, aber es dauerte geraume Zeit, begreiflich zu machen, dass dafür ein Reisepass notwendig sein wird. Sie hatte bis dahin tatsächlich kein Reisedokument, sondern nur ihre ID-card. Nun gut, zwei, drei Wochen später glaubte sie mir dann, dass sie einen Reisepass braucht und Mitte Juni war das Ding endlich da.
Da mein Urlaubstermin immer näher rückte, hatte ich nun zwischenzeitlich aber schon mein Flugticket gebucht, weil ich einfach nicht überzeugt war, dass das mit dem Besuchsvisum bis zu meinem Urlaub Ende August noch klappen könnte.
Mein Plan war nun, alles sauber vorzubereiten, nach Thailand zu fliegen, bei der deutschen Botschaft vorbeizuschneien, ein Schengenvisum mitzunehmen und mit meiner Schnecke wieder nach hause zu fliegen.
Die Botschaft und das Auswärtige Amt bieten geradezu eine Flut von Informationen bezüglich Visa an. Erst einmal war ich leicht geschockt, aber nach mehrfachem Durchlesen schien das gar nicht so kompliziert.
Das Allerschwierigste, im Nachhinein betrachtet, war, dem Thaigirl begreiflich zu machen, dass sie selber und höchstpersönlich zur Botschaft muss "to make Visa". Sie erzählte mir tagelang von irgendwelchen Visa-services und es kostete mich eine Engelsgeduld, ihr das glaubhaft und gründlich auszureden. Denn selbst der beste und teuerste Visa-service kann der Antragstellerin den Gang zur Botschaft nicht abnehmen. Und die Preise liegen ab 600 Euro aufwärts, wie ich in Erfahrung bringen konnte.
Nun, nachdem der Pass endlich greifbar war, war auch die Verpflichtungserklärung beim Ausländeramt schnell gemacht und ebenso die erforderliche Reisekrankenversicherung (ADAC) abgeschlossen.
Weitere Angaben, die ich von ihr noch brauchte waren die Namen der Eltern und die Heimatadresse von der ID-card.
Damit konnte ich nun das Visumantragsformular online ausfüllen, abspeichern und ausdrucken. Diese Vorgehensweise empfiehlt sich, denn der Ausdruck enthält auf der letzten Seite einen Barcode, der in der dt. Botschaft eingescannt wird und somit ohne viel Schreiberei das ganze Antragsformular ausgefüllt zur Verfügung steht.
Zusätzlich vermute ich mal, dass die Visastelle der Botschaft daraus Informationen erhält, wer wann an dem Formular gearbeitet hat. Die eingetragenen Daten speichert man zwar auf dem eigenen Rechner, aber das Formular an sich muss bei jeder Änderung neu vom Auswärtigen Amt geladen werden.
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Ein persönliches, formloses Schreiben an die Botschaft habe ich auch noch erstellt. Darin habe ich den Grund für die Einladung erwähnt, ebenso das Wie, Wo und Wann des Kennenlernens. Weiterhin noch ein paar Angaben zu meiner Person und die Begründung, warum schon beim ersten Mal ein Visum für 90 Tage beantragt wird.
Wichtig: dieses Schreiben habe ich beim Ausländeramt mit der Verpflichtungserklärung zusammen in den versiegelten Umschlag packen lassen, somit kann auf der Visastelle nicht irgendein Hiwi sagen 'das braucht man nicht', sondern der Sachbearbeiter bekommt es zwingend auf den Schreibtisch und muss sich damit auseinandersetzen. Sicherheitshalber hatte ich es noch von meinem Rechtsanwalt durchlesen lassen, der mich dann auch auf zwei mögliche Fallstricke aufmerksam machte:
1. hatte ich geschrieben, das Kennenlernen erfolgte vor dem Urlaub über eine Datingline. RA meinte, dass könnte dazu führen, dass Heiratsabsichten unterstellt werden und somit keine Rückkehrbereitschaft. Besser schreiben 'übers Internet kennengelernt'
2. hatte ich geschrieben, dass keinerlei Heiratsabsichten bestehen. (Das wurde vor 12 Jahren noch so empfohlen.) Besser gar nix davon schreiben, denn was nicht existiert, braucht auch nicht erwähnt zu werden.
Da kann ich auch gleich erwähnen, wie ichdas 90-Tage-Visum begründet habe: (Zitat) "Wahrscheinlich erscheint die beantragte Visumdauer (90 Tage) etwas hoch gegriffen, ich möchte aber an dieser Stelle darauf aufmerksam machen, dass für gemeinsame Unternehmungen lediglich die Wochenenden zur Verfügung stehen. Ein weiterer Praxisurlaub ist für dieses Jahr nicht mehr geplant." (Zitat Ende)
So, Papiere waren nun alle beieinander. Mia hielt ihre ID-card, ihr Hausbuch, ihr bankbook sowie die Geburtsurkunde ihres Sohnes parat. Einen Termin bei der Botschaft hatte sie ausgemacht, exakt für den von mir gewünschten Tag.
Im Vorfeld war noch eine denkwürdige Skype-sitzung. Die Kleine brach tatsächlich in Tränen aus, weil sie sich etwas mit den Visaseiten der dt. Botschaft beschäftigt hatte und nun der Überzeugung war, dass sie niemals ein Visum machen könne. Das ist alles viel zu schwierig und was die alles wissen wollen und so weiter. Da war eine Riesenangst, dass man ausgelacht wird und mit den Papieren wieder heimgeschickt. Zusätzlich waren da natürlich auch noch viele gute Freundinnen in Thailand, die alle ein Visum wollen für irgendwohin und die alle wissen, dass es sehr sehr schwer ist und meistens abgelehnt wird und wenn man kein Haus oder Reisfeld besitzt, sowieso unmöglich ist, usw.
Kostete mich wieder einen Haufen Überzeugungsarbeit, die Tränen zu stoppen und das Videotelefonat mit einem Lachen zu beenden.
Der letzte Arbeitstag und somit der Urlaubsbeginn rückte sehr schnell näher. Für den Botschaftsbesuch hatte ich schon ein Hotel gebucht, das Pinnacle Lumpinee, in unmittelbarer Nähe zur dt. Boschaft.
Das Hotel sehr abgewohnt, Schimmelflecken im Bad, Rezeptionspersonal unmotiviert, bei Schwierigkeiten mit Internetzugang wenig hilfreich, keine Möglichkeit mal schnell was auszudrucken (hätte auch was dafür bezahlt, soll ja nicht das Problem sein). Restaurant dagegen hervorragend! Für einen netten Aufenthalt ist das Hotel ungeeignet, wenn man was auf der Botschaft zu erledigen hat, ist es zu empfehlen (15 Minuten Fussweg). Preis für 2 Übernachtungen mit Frühstück 76 Euro.