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Kambodscha Phnom Penh: Gestern und heute

Barnes

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19 Dezember 2013
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Hallo zusammen:
Ich schwelge gerade ein wenig in Erinnerungen. Macht Spaß hier zu schreiben, da dabei viel längst vergangenes wieder auftaucht. Ich berichte von meiner ersten Reise nach PP 1998 und der Rückkehr 2015. Nach PP ging es über Umwege. Koh Samui war der Start. Ein scharfer Kontrast damals...
 

Barnes

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Biman Bangladesch DC 10 FRA-BKK bis DAC. Hinten wird geraucht. Hinten und vorne gesoffen. Duty Free sei Dank. War günstig. Über Flugsicherheit keine Gedanken gemacht. Kein WWW, keine Horrorstories. Dann weiter mit der ATR 72 zum schönsten Flughafen der Welt auf Samui. Schön nah an Propeller. Übernachtet im Chaweng Resort. Gibt es heute noch. Bungalow um die 1200 baht. Bin mir nicht mehr sicher, gab es schon den einen McD? Auf jeden Fall gab es noch Charlies Huts in Chaweng. Man trank Kloster, Chang hatte deutlich über 6% und knallte sofort. Im Reagge Pub war immer was los und im Green Mango lief Cassius.
 

Barnes

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19 Dezember 2013
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Eine tolle Zeit. Mit der Honda Dream über die Insel. Der Duft des Fahrtwinds. Nachts der Geruch des offenen Feuers in der Nacht. Kein Helm und keine Automatik. Ok, total bekloppt. Som Tam mit Chicken am Strand, Lamai Bauhaus Pub mit Schaumparty. Danach the Club. Leute kennengelernt. Mumie mit Sonnenbrille. Spaß. Irgendwann ist irgendwas passiert. Alles zu viel. Weg. Aber wohin?
 

Joerg N

Bitte keine Kohlenhydrate
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21 Oktober 2008
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Waterkant
Stimmt dem MCD gab es is damals in Chaweng,

den in Lamai hab ich nicht mehr kennen gelernt.

Schaumparty im Bauhaus war auch lustig,
hab da meine Frau ueber den Boden gezogen und als wir nach Mitternacht raus sind, durchnaesst vom Schaum, haben wir trotz der Hitze gefroren wie die Schneider,
man hat uns an einer Bierbar dann ein paar Decken gebracht und das half.
 
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19 Dezember 2013
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Wohin? Wohin? Nach México! Hätte Spliff geantwortet. Herzlichen Glückwunsch.

Mir antwortete Amit Gilboa für 385b. Sein Versprechen waren Guns, Girls and Ganja. Hat ein paar Umzüge überstanden. Das Buch. Das Worldwideweb gab ja es noch nicht für alle.

Gar nicht weit weg auf der Karte, aber trotzdem am Ende der Welt. Das passte mir gut. Ok, wie dahin? Das vertrauensvolle Reisebüro um die Ecke also. Erst nach BKK und dann mit Royal Air Cambodge nach PP. Ticket für PP würde am Don Muang auf mich warten. Zahlen bitte jetzt. Fragt nicht wieviel. Vergessen.

Günstig war es nicht. Vertrauen wird belohnt und ich sitze alsbald mit meinem Ticket und einem Stein im Magen im Abfugsbereich...

Bücher hab ich. Bilder nicht. All in my head. Vielleicht besser so.
 

Barnes

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19 Dezember 2013
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Schaumparty im Bauhaus war auch lustig,
hab da meine Frau ueber den Boden gezogen und als wir nach Mitternacht raus sind, durchnaesst vom Schaum, haben wir trotz der Hitze gefroren wie die Schneider,
man hat uns an einer Bierbar dann ein paar Decken gebracht und das half.

Danke für die verlorene Erinnerung.
Ist nicht meine Frau geworden. Aber was haben wir gefroren. Du hast Recht.
 

Barnes

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19 Dezember 2013
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Kurzer Zeitsprung 2015:
Don Muang Air Asia Flug nach PP. Khao San Pärchen, Neckermann Pärchen, Frauen allein in Gruppen. Touris. Ich.

Und wieder zurück:
Viele Asiaten, kaum Ausländer. Eine deutsche Familie mit Kind. Wichtig. Botschaft?
Ein junger Engländer. Noch weniger Ahnung als ich, aber dafür viel entspannter. Wäre ich auch gerne, aber ich suchte doch das Abenteuer.
Welches Hotel er nehme? Wisse er nicht, er lasse sich irgendwohin fahren. Gut, wir fahren also nicht zusammen. Flug wird aufgerufen. Los geht's nach Phnom Penh. Ziel Sofitel Cambodiana...
 

Barnes

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19 Dezember 2013
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Was wusste ich von Kambodscha?

Die letzten roten Khmer, irgendwo im Grenzgebiet zu Thailand hatten sich ergeben. Ein paar Jahre zuvor hatten sie noch 3 Backpacker gemeuchelt. Wahlen hatten stattgefunden. UNTAC sorgte für Sicherheit und ließ es sich Nachts gutgehen.
PP sei tagsüber ungefährlich, Nachts solle man dunkle und unbelebte Straße meiden. Hatte ich im Reiseführer gelesen. Ach so.

Der Flug war völlig unspektakulär. Angekommen verabschiedete ich mich von dem Engländer, der ein Mopedtaxi nahm. Ich war beeindruckt. Wir wollten uns abends im FCC treffen, von der Kneipe hatten wir beide gehört. Ein weißer Toyota Crown brachte mich dann für ein paar US$ zum Hotel.

Die Ankunft war beeindruckend. Was mag das kosten? Ich hatte noch ein paar Alternativen, sollte mein Budget nicht reichen. 100US$ mit Riverview und BF pro Nacht. Ok, für 3 Nächte.

Zimmer top, Blick auf den Mekong, cool und ein Casinoschiff am Ufer, cooler. Erstmal Hotelbesichtigung.
Vor dem Casinoschiff dann ein Schild, welches den Eintritt mit Waffen, Sprengstoff und Handgranaten untersagte. Konnnte mich also sicher fühlen. Später, hatte ja eine Verabredung.

Laut Stadtplan war das FCC gar nicht sonweit weg. Immer am Fluss entlang. Es wurde aber bereits dunkel. Mutig und Moped? Am Hotel selber warteten nur Taxis.
Ich hatte auch gelesen, man solle dem Mopedfahrer nie sagen, wann man abreise. Hm, würde das den sicheren Tod herauszögern können?

Also Taxi. In 5 Minuten war ich da.
Das FCC liegt vis a vis vom Mekong. Von der ersten Etage aus hat man einen schönen Blick auf den Fluss. Deckenventilatoren, Schwarz weiß Fotos an beigen Wänden. So hatte ich es mir vorgestellt.
Hier sollen sich immer die Korrespondeten treffen. Scholl-Latour oder Hetkämper waren nicht da, aber der Engländer, vertieft in ein Gespräch. Ein weiterer Deutscher. Kannte sich aber aus. Die Diskussion über die politische Lage überforderte mich dann doch. Hun Sen hatte ich noch nie gehört. Ein paar Bier später, es war gegen 21:00, kam der Vorschlag ins Martini zufahren. Sei ein cooler Ort. Ok, klar. Hatte ich auch gelesen. Mit dem Moped, OK?? Man solle sich den Moped Fahrer merken und immer den gleichen nehmen. Unten standen ungefähr 100 und sahen alle gleich aus. Wie soll das gehen? Und wäre es nicht sinnvoller das Risiko zu streuen? Vielleicht wollen mich nicht alle meucheln. Ich glaube, man sah mir die Bedenken an. Also mit dem Deutschen und Fahrer zusammen aufs Moped. Aber bitte keine dunklen Straßen zum Martini nehmen...
 

Barnes

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19 Dezember 2013
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Der Duft des Fahrtwinds?
Nicht hier. Hatte man die Uferpromenade verlassen, raubte einem der Gestank des alten Mülls den Atem. Zudem wusste ich nicht so recht, wie ich mich zu dritt auf dem Moped festhalten sollte. Die Straßen waren auch noch dunkler und leerer als befürchtet. Nach einer gefühlten Ewigkeit kamen wir endlich an einem Parkplatz voller Mopeds, Tuk Tuks und Pkw zum halten.
Das sollte nun das Martini sein? Von außen eher eine Lagerhalle. Jedenfalls wartete davor eine undefinierbare Menschenmenge.
Der Eingang war schnell gefunden, immer der Musik hinterher. Dann geschah es.

Sie war plötzlich da. Lief auf auf mich zu, umarmte und küsste mich und war wunderschön. Wir blieben bis zum nächsten Morgen zusammen.
Ich habe ihren Namen vergessen, was ich noch heute bereue. Den Moment aber vergesse ich nie. Ich traf sie auch die nächste Nacht bis zum nächsten Morgen.
Das Martini war mein Ort. Ins Sharkies hatte ich irgendwann reingeschaut. Mehr interessierte mich nicht. Ich hatte ja SIE und sie passte auf mich auf.

Ein anderer Tag. Die Welt vom FCC Balkon.
Bettler ohne Beine hasteten, auf Krücken gestützt über die Promenade. Eine Mutter mit Kind-sie waren beide sehr dünn-blieb mitten auf dem Boulevard stehen und kniete sich hin. Sie hielt den Kopf tief gesenkt, fast berührte sie den Boden. Ihre Hände waren über die Stirn zusammengelegt, es war eine sompiah, eine Geste des Bittens.
Die weißen Toyota Landcruiser vom Roten Kreuz, von der UNO und von Medecins sans Frontieres fuhren langsam und vorsichtig um sie herum.
In den Autos, so war zu sehen, saßen blonde Mittvierzigerinnen, deren neuer Lebensinhalt es nun war zu helfen, und die, zwei Scheidungen hinter sich, aber immer noch orangefarbenen Lippenstift tragend, dazu nach nach PP gekommen waren. Morgens traf ich sie im Sofitel zum Frühstück.

In einem anderen Moment war es eine Karawane schwarzer, funkelnder Limousinen. Blickdichte Fester verhinderten jeden Blick nach innen.

Eine junge Frau zog sich andächtig weisse Stulpenhandschuhe zum Schutz vor der Sonne über und bestieg ihr Moped.

Fiktion oder Wirklichkeit? Die Grenzen verschwammen. Ich bestellte noch ein Bier.

Der letzte Tag.

Das Touristenprogram hatte ich abgearbeitet. Palast, Wat, Markthalle, Russenmarkt, Toul Sleng, Killing Fields. In dieser Reihenfolge der beste Weg in die Depression. Aber das Kambodscha eine traurige Geschichte mit sich trug, wusste ich.

Fröhliche Pizza brauchte ich nicht, Alkohol reichte mir völlig um fröhlich zu werden.

Mit einer AK47 auf Tiere zu schießen interessierte mich nicht. Ein Jahr Bundeswehr hatte mich meine militärische Ader ausleben lassen. Das G3 hatte immer Ladehemmungen gehabt, mein Krieg wäre schnell beendet gewesen. Waffen reinigen war mein Albtraum und an nasskalten Abenden schmerzt mich manchmal noch immer meine Schulter vom Rückstoß der Panzerfaust.

Mein Lieblingsmopedfahrer hatte schließlich eine Idee. Ohne Erwartungen ließ ich mich mit dem Moped an einen Ort 11 km entfernt von PP fahren. Ich kam verstört zurück.
Hatte ich mich dort gesehen? Oder mich in ein paar Jahren?
Ich ließ mich ins Hotel zurückfahren. Die Minibar war voll, so wie ich bald auch. Nein, ich war anders. Der Alkohol überzeugte mich schließlich.
Und der Blick auf den Mekong. Der Fluss war breit und träge, darüber hingen am blauen Himmel dicke Wolken. Erhaben und ewig, alles gesehen und alle Antworten.
Die Farbe des Himmels wechselte bald, es wurde schlagartig dunkel, wie immer in den Tropen.
Das Casinoboot. Da war doch noch etwas. Waffen und Sprengstoff hatte ich gerade auch nicht dabei, es konnte also sofort losgehen...
 

Barnes

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19 Dezember 2013
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Gut beschwingt. Johnny war mein bester Freund.
Verabredung im Martini? Meine Blume aus Saigon. Lege den Gedanken beiseite. Es gelingt. Jetzt schnell handeln. Kein Zittern, kein Zögern.
Ein Blick in den Spiegel überzeugt. Die Prüfung der Eigenwahrnehmung - dank "Selfie" - sollte mich erst Jahre später verunsichern. Ein frisches und gebügeltes Hemd hatte ich noch. Kann losgehen.
Den Aufzug aus der 5ten Etage genommen, durch die Lobby an der Massage vorbei. Müsste ich auch noch probieren.
Der Gang nach draußen in Richtung Fluss. Eine schwere Wärme umfängt mich. Es war jetzt kurz vor Mitternacht, als ich das NAGA betrat. Das Innere der Schlange. Teppiche und Plüsch. Alte Asiaten mit den jungen Begleiterinnen dieser Nacht. Es ist so kalt. Einige Jahre später sollte ich das Casino des Hotel Lisboa in Macao betreten und mich erinnert fühlen.
Schnell ein Bier und eine Zigarette. Die Hände müssen beschäftigt werden. Ich verbrachte meine Zeit mit staunen. Roulette, Black Jack, Mahjong. Ich spielte nicht. Seltsame Durchsagen im Lautsprecher, die ich nicht verstand. Gespräche, Worte, Schreie, Musik. Der Duft von Parfüm. Selbst meine Zigaretten der Marke Alain Delon gaben mir nicht das Gefühl, dazu zu gehören. 4 Bier später bekam ich noch gerade mit, dass es genug war. Zeit zu gehen. Die Schlange spuckt mich aus. Schlafen.

Den letzen Vormittag verbringe ich mit Kaffee und der Phnom Penh Post in einem Riverside Café.
Der Himmel ist blau und wolkenlos. Rikschas fahren eilig an mir vorbei. Den Bettler grüße ich freundlich.
Es geht mir gut. Ich bin zufrieden und es wird die Zeit kommen, zurückzukehren.
 

ralfi

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17 April 2012
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Pattaya
@Barnes, Dein Schreibstil gefällt mir sehr gut. Weckt Erinnerungen bei mir. Ich war 2012 zuletzt in PP. Jeden Abend im Martini. Wenn ich nicht in Pattaya gebunden wäre, wäre es Zeit zurückzukehren ;) Bitte erzähle mehr....
 
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19 Dezember 2013
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Heute:

Der Mann tanzt einsam.
Von einem Bein auf das andere. Seine Füße stecken in bunten Turnschuhen der Marke NB. Nicht die Sorte, welche im Jahr 2013 Jahren hip waren, sondern solche, mit denen man wahrscheinlich richtig rennen kann. Die Jeans ist weit über die Hüfte gezogen und verkürzt den dicken Oberkörper enorm. In die Hose gesteckt ist ein T-Shirt mit dem Aufdruck „Good Morning Vietnam“. Die Brille mit Metallgestell, die Gläser wirken graubraun und schmierig. Ein glatt rasiertes Gesicht, gekrönt von einer Nike Kappe. Seine Tanzfläche wird begrenzt durch das Kabel seines Smartphones, welches er zum Laden in die einzige Steckdose weit und breit gesteckt hat.
Der Flug möchte jetzt bitte bald aufgerufen werden. Mein drittes Heineken ist leer. In die Verkäuferin habe ich mich verliebt.

Vom Flughafen nehme ein Taxi, es ist ein brandneuer weißer Toyota Crown, zum Hotel Cambodiana. Die Accor Gruppe und damit die Marke Sofitel hatte den Vertrag 2001 gekündigt, der General Manager danach mehrfach gewechselt. Der Flughafen ist groß, neu und nicht fertig. Überall wird gehämmert und gearbeitet.

Auf der Fahrt zum Hotel sehe ich viele Hochhäuser, die ich nicht kenne.

Es fängt plötzlich heftig zu regnen an. Der Scheibenwischer läuft auf Maximum, ebenso die Klimaanlage. Der Verkehr kommt zu erliegen. Junge Männer mit schönen Frisuren auf Mopeds versuchen erfolglos sich und ihre Mobiltelefone vor dem Regen zu schützen. Die Frauen waren schlauer. Sie sind nicht zu sehen.

Die Ankunft verläuft wie damals. Es hat sich nichts verändert. Ich sei vor vielen Jahren schon einmal hier gewesen, erzähle ich. Damals, als es noch ein Sofitel gewesen sei. Da habe sie auch schon hier gearbeitet, entgegnet die freundliche Dame am Empfang. Ich kann mich leider nicht an sie erinnern und bekomme ein Zimmer in der fünften Etage mit Blick auf den Fluss für 100 USD die Nacht.

Eine Konferenz findet im Hotel statt. Es geht um globalen Umweltschutz und Wasserwirtschaft.

Die Aufzüge sind neu. Das ist alles. Im Flur des fünften Stocks sind die Fenster offen. Die Flure sind unendlich lang, leer und einsam. Der Teppich war früher grün. Jetzt erinnert die Farbe an die Brille des Tänzers. Die Beleuchtung ist grell und unheimlich. Die Vorhänge wehen lautlos im Wind. Ich schließe meine Zimmertür ab. Das Telefon klingelt. In einer Woche soll ein Oktoberfest im Hotel stattfinden. Dann bin ich schon weg.

Zum Frühstück gehe ich in die Lounge in der fünften Etage. Ich bin alleine mit dem Kellner. Er bedient den Kaffeautomaten für mich und entschwindet, um mir Rührei zu holen. Ich trinke den Kaffee und warte. Es ist so kalt hier. Ich regle die riesigen mobilen Klimaautomaten hinunter. Der Kellner erscheint eine halbe Stunde später mit dem kalten Rührei und regelt die Klimaanlage hoch. Ich schaffe es den Kellern zu überlisten und meinen Kaffee am Automaten selbst zu holen. Das hat ihm nicht gefallen.

Die Uferpromenade wird gesäumt von Costas Coffee, The Pizza Company und Dairy Queen. 3 in a Row. Davor, im Dunkel der Nacht, Straßenbeleuchtung und Lärm trotzend, die Tuk Tuk Fahrer, dösend und auf Kunden und Dollars wartend.

Der KIWI Mart gleicht nachts aus der Ferne einem Diamanten aus Licht. Die hässlichste Neonreklame der Welt, es ist tatsächliche eine Scheibe KIWI abgebildet, hat einen grellen neonweißen Grundton mit grünen und roten Anstrichen. Rechts und links davon sind jeweils 4 ungelenke Vögel zu erkennen. Meine Augen schmerzen. Ich kaufe mir ein Magnum Eis. Die Nebenstrassen sind leer und dunkel. Unter einem blauen Schild mit der Aufschrift „Samsung“ schläft ein Mann in seinem Tuk Tuk.

Die Musik im Heart of Darkness ist so laut, dass ich den Titel nicht zu erkennen vermag. Ich flüchte in die erste Etage und beobachte von dort, wie ein junger Mann mit Dreadlocks einen aberwitzigen Tanz mit sich selbst aufführt. Die Gäste schauen ihm still zu. Es ist 1:30.

Die Balkone der Häuserfassaden auf der Kampuchea Boulevard sind blau, gelb, rosa, beige und grün gestrichen. Ich suche das Hotel Paris und finde es nicht. Am nächsten Tag versuche ich es erneut, wir fahren mit dem Moped den Boulevard rauf und runter. Der Fahrer ist bemüht, hält ständig an und fragt Passanten nach dem Weg zum Hotel. Die Leute kennen es. Schließlich, wir sind mehrfach daran vorbei gefahren, finden wir es. Es ist eine Baustelle. Die Bauarbeiter und mein Fahrer haben weitere Empfehlungen für mich, die ich lachend ablehne.

Ich besuche die neueste und größte Mall. Dort gibt es die Microbrewery Munich. Ein Beer Gold kostet 2,30USD, der Beer Tower 13,00USD. Bei The Lobster gibt es Seafood und Kenny Rogers verspricht Roasters. Bis auf das Frühstück im Hotel, ist mir keine Mahlzeit in Phnom Penh in Erinnerung geblieben. Im riesigen Kino schaue ich mir Gänsehaut (Goosebumps) mit Jack Black als R.L. Stine an. Der Eintritt hat zu Glück nur 3 USD gekostet.
Fünf Minuten entfernt ist das „neue Sofitel“. In der Lobby hängen unzählige Schirme von der Decke herab. Der Raumparfümeur war sehr motiviert. Ich muss an Abercrombie und Fitch denken. Das Hotel ist umgeben von Baustellen. Sonst ist da nichts...
 
Cosy Beach Club

Barnes

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19 Dezember 2013
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Gegen 19:00 traf ich im FCC ein. Ich hatte Schwierigkeiten es wieder zuerkennen. Mehrere Läden sahen von außen inzwischen genauso aus. Ich stieg die Treppen bis in die zweite Etage hinauf. War es damals nicht nur eine Etage gewesen? Ich fing plötzlich an fürchterlich zu schwitzen. Die Menschen um mich herum sprachen spanisch, waren so alt wie ich und trugen Dschungelausrüstung. Ich ging, ohne etwas zu bestellen.

Das Besuchsprogramm spulte ich wie damals an einem Tag ab. Ich hatte den Fahrer vom Flughafen mit seinem neuen Toyota Crown für 40USD gebucht.

Abends besuchte ich das Cyrcee und spazierte durch die Bars. Die Frauen waren so alt wie ich. Eine zeigte mir Zeichentrickfilme auf ihrem Smartphone. Ein großer Bär und ein kleines Mädchen waren die Hauptdarsteller. Sie hatten sich gern. Sie hatte viele Folgen. Es war eine russische Produktion. Ich gab ihr zwei Drinks aus.

Orte, die ich damals nicht gesehen hatte. Im Walkabout setzte ich mich links an die Bar. Ich bestellte Flaschenbier und fragte mich, was die Männer hier taten. Alles war dunkel, schmutzig und schmierig. Die Toilette der schlimmste Ort der Welt. Gerne hätte ich ein Zimmer gesehen. Aber es war schon spät. Das war kein fröhlicher Ort.

Aus den NAGA Boot war ein Casinohotel geworden und im Plantoon trugen die Tänzer NB Schuhe.

Ich lief die ganze Nacht weiter durch die dunklen Straßen der Stadt. Nichts passierte.

Das Martini war ein paar Wochen vor meiner Ankunft geschlossen worden. Der Taxifahrer hatte es mir bereits auf der Fahrt vom Flughafen berichtet, während ich in damals den Regen schaute. Er hatte Recht behalten.

Ein paar Wochen später wurde auch das Walkabout geschlossen.

Danke und VG
B.
 

Grubert

Member Inaktiv
Inaktiver Member
17 Juni 2015
1.766
9.831
2.915
Sodom/Gomorrha
Danke für den Bericht, ja, sehr schöner Schreibstil. Ich hatte auf ein kleines Fazit in Bezug auf das Nightlife im Vergleich 98 zu heute gehofft...??? Für die, die beides nicht kennen und nicht zwischen den Zeilen lesen können oder wollen ;)