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Andere Pattaya ist überall - Auch in Wien

Iffi

In Memoriam
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18 Oktober 2008
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Vorwort

Habe sechs Jahre in Wien verbracht. Ein Kölner in Wien. Eine bessere Kombination gibt es nicht. Wiener Schmäh und Kölner Humor sind dermassen verwandt, dass ich mich dort einfach sauwohl gefühlt habe. Wenn man erstmal die Sprachbarriere der beiden Dialekte überwunden hat, kommt Heimatgefühl auf. Kölner und Wiener Hinterfotzigkeiten, Verarschungen, Frotzeleien, Sticheleien, Foppereien gleichen sich wie ein Ei dem anderen.

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Eine Eigenart haben die Wiener allerdings zu unerreichten Höhen erhoben. Das „Mosern“. Die Welt ist schlecht, die (anderen) Menschen sind schlecht, wir leben in einem einzigen Jammertal, alles ist Scheisse sowieso. Das heisst jetzt aber nicht, dass Wiener besonders selbstmordgefährdet sind. Nein, „Mosern“ ist für Wiener ein unterhaltsamer Zeitvertreib. Die echten Kölner sind zwar auch verdammt gut im Weltschmerz, es kommt mir allerdings etwas seichter vor, da meist vom Humor überlagert. Liegt vielleicht auch daran, dass ich in der Gegend aufgewachsen bin.

Ich, als „Piefke“ habe unter Wienern meist amüsante, lustige und sehr unterhaltsame Erlebnisse gehabt, die ich nicht missen möchte.

Habe zwar auch sehr interessante, unterhaltsame und bereichernde Zeiten in Saudi Arabien (13 Jahre) und in der Schweiz (10 Jahre) verbracht, aber ein Teil meines Herzens ist in Wien geblieben und wird es auch für immer bleiben.

Die Thai-Szene in Wien ist recht ausgeprägt. Wenn man erstmal als Aussenstehender einen Zipfel gefunden hat, lässt sich der Faden unendlich lange aufrödeln.

Und von diesem „Faden“ soll hier die Rede sein. Meine eineinhalb Jahre vor meinem Umzug in die Schweiz habe ich zusammen mit einer Thai in Wien verbracht, wobei ich in den Jahren zuvor in der Thai-Szene und auch in Wiener Clubs ausgiebig rumgehurt habe.

Es war ein sehr „intensives“ Verhältnis, um es mal neutral auszudrücken. Zwar nicht übermässig lange, aber von den Ereignissen her kam es mir wie eine Ewigkeit vor. Eine nicht endende Achterbahn und schwindelerregendes Riesenrad in einem.

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Um den mittlerweile 15-jährigen Abstand von diesem „Verhältnis“ zu verdeutlichen, ist der folgende Erlebnisbericht in der 3. Person geschrieben. Ich bin der „Gerhard“ und es ist alles genauso wie beschrieben geschehen…alle Namen sind geändert…

Riesenrad 1.jpg
 

Gast_13

I am who I am.
   Ex Member
9 April 2015
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Oh, ein Schwank aus deinen Leben! Da bin ich doch sofort mit dabei @Iffi, kannst losfetzen! LG. :daumen
 
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Iffi

In Memoriam
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18 Oktober 2008
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Bollwerk Wien

Gerhard schaut in einem seiner selten versonnenen Momente zu einer bemauerten mit Efeu bewachsenen Anhöhe hinauf. Dort steht eine kleine unscheinbare Kirche. Ihr Gemäuer aus Naturstein oft ausgebessert, vermutlich zum großen Teil mehr als einmal erneuert und nach alten Plänen original nachgebildet. Sie ist viele hundert Jahre alt, wenn nicht sogar über tausend, und sie ist die älteste Kirche in Wien. Die St. Ruprechtskirche. Sie wacht über träg trüb und schweigend dahin fliessendes aber geruchloses Wasser in einem tieferliegenden Kanal. Es ist der Donaukanal.


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Der Donaukanal trennt an dieser Stelle den 1. vom 2. Bezirk. Wien ist in Bezirke aufgeteilt. Der 1. Bezirk bildet den Kern der Stadt. Er war bis zur vorletzten Jahrhundertwende von einer Stadtmauer umgeben. Einer Mauer, die nicht immer den wilden zentralasiatischen Horden und später den moslemischen Osmanen trotzen konnte. Der letzte Ansturm wurde am 12.9.1683 erfolgreich und ganz besonders durch die Unterstützung der Reiterschaften des polnischen Königs Sobieski von den Habsburgern abgewehrt.

Das fünf Sterne Sobieski Hotel in Warschau ist einen Aufenthalt wert, und Gerhard durfte, oder wie seine amerikanischen Kollegen sagen: „because somebody pays for it“, dort des öfteren geschäftlich übernachten.

Sobieski kam für die Osmanen völlig überraschend über den damals dicht bewaldeten Kahlenberg.


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Blick vom Kahlenberg

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Er liegt im Norden Wiens, und man kann von hier aus, wenn man den Donaukanal entlang nach links blickt, den Südhang mit den unzähligen Rebstöcken sehen. Dort liegt heute das Weinviertel Wiens, und es ist im Spätsommer ein Ort voll trunkener Glückseeligkeit und manch anderer erfrischend unmoralischer Lebensfreuden.


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Der osmanische Großwesir Kara Mustafa Pascha überlebte den Überraschungsangriff Sobieski’s nicht. Die Osmanen flüchteten Hals über Kopf durch den damals noch nicht existierenden 2. Bezirk und wurden erst in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts in den Wirtschaftswunderjahren in ähnlich hoher Zahl wiedergesehen. Kopftücher und lange Ärmel und Röcke gehören im 2. Bezirk zum Strassenbild.

Es sei zwar müßig zu spekulieren, wie Buddha meinte, aber das Gesicht Westeuropas sähe sehr wahrscheinlich ohne das Bollwerk Wien ganz anders aus. Ein Blick auf eine Relieflandkarte wird jeden Militärstrategen überzeugen. Ohne die Festung Wien, und einmal als Brückenkopf zwecks Truppenversorgung in feindlicher Hand, war das Tor nach Mittel- und Westeuropa weit offen.
 

Iffi

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Kaffee Geschichten

Wenn man einer historischen Anekdote Glauben schenkt, ließen die Osmanen nicht nur wertvollen Schmuck, Gewänder und Waffen zurück, sondern auch Säcke mit einem Inhalt, der heute manch ahnungslosem Touristen in Wien Kopfzerbrechen bereiten kann. Die Säcke waren mit sonderbaren grün bis braunen Bohnen gefüllt, einer Bohnenart, die völlig unbekannt war. Dieser Inhalt legte den Grundstein für die heutige Wiener Kaffeehauskultur. Was könnte einem Kopfzerbrechen bereiten? Tja, bestell mal einfach einen „Kaffee“ in Wien.

Einen großen Schwarzen, einen kleinen Braunen, eine Melange, oder einen Einspänner etwa ? Bist wohl sowieso zu bled, vernünftig einen Kaffee zu bestellen? Depperte Touristen, die depperten.“

Oder so ähnlich könnte es zurückschallen, wenn der Ober absolut schlecht drauf und raunzig wegen seiner Alten ist.

Einspänner


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Melange

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Je nach Gemütslage gerät man als an Nettigkeiten gewöhnter Tourist in Rage oder lässt sich aufklären.

Verdammt noch mal! Ich will nur einen Kaffee. Ich schlepp doch nicht dauernd das Wiener Wörterbuch unterm Arm mit mir herum, du Arsch !“

Oder man öffnet sich und will mal wieder was verstehen, bestellt nach der Belehrung stolz eine Melange (schwarzer Kaffee mit heißer Milch aufgeschäumt) und hört fassungslos dem Ober zu, wie er in Richtung Theke ruft:

Einen Kaffee für den Herrn bitte !“
 

Iffi

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Donau Kanal

Die Strasse auf dieser Seite des Donaukanals heißt Franz-Josef-Kai. Ein Hinweis darauf, dass die Donau früher in freier Wildbahn in ihrem weitverzweigten System bis hierher reichte und Schiffsgüter be- und entladen wurden. Heute ist hier nur noch dieser Kanal, auf dem Touristenschiffe zu einer Rundfahrt einladen.

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Gegen Abend legen die Boote an und dienen als Restaurants. Dort lässt sich ausgiebig speisen und saufen und sogar schwimmen

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Die gebändigte Donau selber liegt etwa 3 Kilometer von hier entfernt und markiert dort die Grenze zwischen dem 2. und 21. Bezirk. Der 2. Bezirk ist also mitten auf das trockengelegte Donausystem gebaut. Hier mussten die Angreifer aus dem Osten hindurch. Hier lagerten sie zum Teil auf den großen Flächen zwischen den Donauarmen.

Gerhard blickt immer noch in historische Betrachtungen versunken auf die schlichte, kleine Kirche hinauf, die dies alles als Augenzeuge viel besser erzählen könnte, als sich endlich seine Lebensabschnitts-Partnerin aus Süd-Ost-Asien zu ihm gesellt und in perfekt wienerisch gefärbtem Deutsch fragt:

Wos mochn mer jetzta ? Woast scho, wo mer hingehen wolln?“

Gut gefragt, Schatzi. Deine weit entfernten asiatischen Vorfahren waren nicht so höflich, sondern haben das Dorf Wien lange vor den Osmanen gleich mal eben platt gemacht, denkt Gerhard in seiner manchmal etwas zynischen Lieblingslaune. Er hatte ja mal gelesen, dass die Thais schrittweise über viele hundert Jahre hinweg aus der südwestlichen Mongolei am Rande des Altai Gebirges in ihr jetziges Land eingewandert wären. Weiß der Himmel, aber es könnten auch ein paar mongolische Blutstropfen in ihren Adern fließen. Bei den damals üblichen Völkerbewegungen über große Entfernungen hinweg, vielleicht gar nicht so abwegig.
 

Iffi

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Schweden Platz

Die St. Ruprechtskirche Kirche markiert auch einen Bereich, der sich durch viele Beiseln (Kneipen) auszeichnet. Es ist der in allen Touristenführern erwähnte Schwedenplatz. Dort hat man die Auswahl zwischen einer ganzen Reihe von Gaststätten, die sich in Atmosphäre, Musik und Speisekarte unterscheiden. Das Publikum ist überall gemischt. Jugend, Geschäftswelt und Rentnerband zelebrieren ihre Freizeit jeder auf seine Art und völlig ungezwungen, oft gemeinsam.


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Der Schwedenplatz ist eine Insel in der Stadt. Eine Insel der Begegnungen. Am Abend kehrt die arbeitende Bevölkerung der immer gleichen Firma ein. Es ist die Tiefbau AG und es wird auf Teufel komm heraus gebaggert. Oft wird planlos aufgerissen, wie wir es von den Stadtwerken kennen, manchmal ganz gezielt. Und wer nicht gänzlich zu den beruflichen Versagern gehört, nimmt nach bezahlter Rechnung seine Baustelle mit nach Hause. Die Wiener haben in einem Anfall absoluter Kreativität einen eigenen Namen für dieses Viertel erfunden. Das Bermuda-Dreieck.


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Ja, auch Gerhard ist hier beim Beisel-Springen mehr als einmal versumpft und ist durch die Dimensionen außerhalb der realen Welt gewandert. Aber das Bermuda-Dreieck hat ihn immer wieder ausgespuckt, ihn wieder freigelassen, ohne ihm Schaden zu zufügen. OK, warten wir’s ab. Toi, toi, toi ! Auch den Harald Junke hat’s erwischt. Seine Birne blieb am Ende für immer weich. Es gab kein Zurück mehr. Gerhard wünscht ihm Frieden und Freude in seiner für ihn noch unerreichbaren Dimension.

Es gibt am Schwedenplatz auch ein paar feudale Clubs, wo man seinen Samendrang erleichtern kann. Dort schafft im HiSo Ambiente vorwiegend das weibliche Osteuropa an. Gerhard ist dort immer hervorragend „bedient“ worden. Manchmal eine willkommene Abwechslung zu den Mandelaugen.
 
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fiffipapa

Gibt sich Mühe
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Wien
....und nicht die "Gusto" Storys vom verspieltem Geld der gehörnten Ehemänner, Diverse Eifersüchteleien bis zum ultimativem Mau auslassen ! :)))
lg. aus Wien, Fritz
 
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Gecko-22

Dipl.-Hühnerhabicht
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12 September 2014
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Tief im Westen
Die Einstimmung war schon mal klasse Iffi, da kamen gleich die Bilder hoch vom Cafe Schwarzenberg dem Naschmarkt und unbedingt natürlich das Bermuda Dreieck. Ich freu mich auf wiedermal eine Iffi-Story.
Du bist der Meister der Erzählkunst hier im Forum ( meine Nummer 1 nach wie vor: Gefangen in der Thai-Mystik).
:hut
 
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Iffi

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Krah Krah

Tja, wo soll Gerhard mit seiner Thai-Begleitung hingehen? Sie entscheiden sich für’s Krah Krah am Schwedenplatz.


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Dort verbringt er oft mit Kollegen die Mittagspause und ist dort ohne seine 2,5 pro mille Macken bekannt. Es ist ein recht warmer Spätsommertag, sie schlendern an den Tischen und Stühlen draußen vorbei und betreten das Lokal, weil es drinnen etwas kühler ist.


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Gerhard öffnet die Türe mit den drei Krähen auf der Glasscheibe und sie nehmen an einem der noch freien Tische platz. Sein Tierak bestellt einen Kaffee und bekommt eine Melange. Er bestellt ein Bier für Erwachsene gegen den Durst. Diesen Begriff hat er selber geprägt. Sozusagen als Rache, wegen der Kaffeegeschichten. Er scheint nur etwas zu einleuchtend zu sein, denn nach kurzem Zögern und Kichern serviert ihm die Bedienung einen halben Liter. Absolut Korrekt!


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Seine Begleiterin Dao grinst. Sie ist Anfang 40, hat schulterlanges schwarzes Haar, dunkle Augen und einen wissenden, erwachsenen, manchmal etwas melancholischen Gesichtsausdruck.


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Dazu eine Figur, wie eine 18 Jährige, kein Gramm Fett zu viel, aber auch nicht dürre.

Wenn sie lacht, sieht sie schlagartig 15 Jahre jünger aus, das junge Mädel kommt wieder zum Vorschein, und Gerhard kommt sich dann neben ihr wie ein „dirty old man“ vor, allerdings wie ein verdammt vom Leben bevorzugter und seinem Schicksal mit Dank ergebener. Es sind die Momente, wo er sich immer wieder neu für mindestens fünf Minuten in sie verliebt.
 
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Iffi

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Dao

Gerhard und Dao, so ihr Name, sind zum Zeitpunkt dieser Geschichte seit mehr als einem Jahr ein Paar. Vorher kannten sie sich schon vier Jahre vom Sehen. Haben so gut wie nie ein Wort miteinander gewechselt. Sie war immer alleine und sass oft stumm an der Theke oder vor irgendeinem Spielautomaten, stundenlang, bis sie meist gegen Mitternacht alleine verschwand.

Gerhards Frau, von der er mittlerweile getrennt lebte, hätte zwar nichts dagegen gehabt, wenn er sie angesprochen hätte, aber irgendwas hat ihn immer davon abgehalten. Auch nach seinem erneuten Single Leben hat er sich ihr nie genähert, sondern sogar mit gewissem Abstand von ihren vermeintlichen Freundinnen um sie herum geschnakselt.

Aber es lag immer eine Spannung in der Luft, die ihn für seine Abstinenz voll entschädigt hat und einen rätselhaft wohltuenden Ausgleich für seine kurzzeitigen Begierden mit dem Rest der weiblichen Thai-Bevölkerung in dieser Grossstadt darstellte. Nein, selbst ein Lächeln haben sie nie ausgetauscht. Sie waren immer nur beide „da“, am gleichen Ort an so manchen Abenden. Fast so, als ob sie unausgesprochen schon unendlich lange zusammengehörten.

Inzwischen kennt er ihre Eigenarten besser, als ihm lieb ist. Sie heisst Dao. Wenn sie so wie jetzt im Krah Krah ihren Kaffee trinkt, raucht sie kaum, ist geistreich unterhaltsam, ein super Kumpel und mit einer unendlich verführerischen reifen erotischen Ausstrahlung. Falls jetzt sein Chef zufällig vorbei käme, würde sie ihn vollendet begrüssen, ihm den Eindruck vermitteln, dass sie politisch und kulturell auf dem Laufenden ist und sein Mitarbeiter sich mit den richtigen Frauen rumtreibt.

Mit Dao in
Singburi, ihrer Heimatstadt

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Aber Gerhard weiss, dass dies nur ein Aufschub ist. Der Abend und die Nacht sind noch lang. Andererseits ist er ein bisserl stolz auf sich. Bisher hat sich seine langjährige Erfahrung mit den weiblichen Thaiseelen noch bewährt, aber sie ist fast aufgezehrt, obwohl er glaubte, immer tiefer in sie eindringen zu können. Er kommt sich sogar zuweilen benutzt vor, offensichtlich ohne eine wirkliche Änderung zu wollen, denn sonst wäre er schon längst nicht mehr mit ihr zusammen, hätte ihre Trennungs-Tränen als kurzzeitige Gefühlswallung oder gar als Berechnung abgetan und sie ohne schlechtes Gewissen ihrem Grossstadt-Schicksal überlassen. Das Bermuda-Dreieck würde sie schon wieder ausatmen, sodass sie selber wieder ab und zu Atem holen kann.

Wie konnte das nur passieren? Wieso sitzt er hier mit Dao im Krah Krah und geniesst sogar diese Ruhe vor dem eventuellen Sturm? Eventuell, weil der Wetterbericht nie verlässlich ist, der angesagte Sturm einfach nicht kommt, und eine Schönwetterfront sich völlig unerklärlich über eine Woche halten kann.

Fragen über Fragen. Gerhard erfährt einen Flash Back, die Vergangenheit der letzten paar Jahre holt ihn wieder ein. Wie so oft, wenn eine einschneidende Änderung in seinem Leben ansteht. Diese Änderung wird sein Verhältnis mit Dao, seinen Arbeitsplatz und seinen Aufenthaltsort betreffen. Und das schon in ein paar Monaten.

Alles noch völlig unausgesprochen zwischen Dao und Gerhard. Beide eiern noch um das Thema herum. Reine thaistilmässige Vermeidungs-Strategie. Dao ist das Thema vermutlich unangenehm und Gerhard ist (noch) zu feige, seine Karte offen zu legen.

Heute, hier und jetzt im Krah Krah, kündigen sich schleichend die ersten paar Sekunden der Stunde der Wahrheit an. Es liegt einfach in der Luft. Der Tag und die Nacht sind noch lang.
 

Iffi

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Gerhard’s endgültige Trennung von seiner Ex

Als Gerhard sich alleine und in Ruhe des schon zweiten Bieres für Erwachsene auf dem Männerklo des Krah Krah’s entlädt, seinen Beweis der Männlichkeit auf die einglasierte Fliege im Pissoir zielend steuert, fliegen ihm die Gedanken über seine unmittelbare Vergangenheit nach der Trennung von seiner Thai-Ehefrau vor mehr als drei Jahren im Eiltempo nur so zu, als möchten sie ihm etwas wichtiges sagen.

Vor etwa drei Jahren, nachdem er die Sachen seiner ersten Thai-Frau gepackt hatte, weil sie trotz Versprechen über die Osterfeiertage zu Hause zu bleiben mal wieder eine Woche bei ihrem Liebhaber blieb, zog er bald darauf mit all seinen Sachen in eine andere Wohnung um, ohne dass es vorher so geplant war. Und das kam so…

Eine Wiener Mama San, die Gerhard und seine Ex schon lange vorher im „Chamelot“ in der Bösendorfer Strasse kennengelernt hatten, hatte sich lieb um Gerhard gekümmert, weil ihr die Trennung eines solch netten Paares leid täte, wie sie sagte. Ja, Gerhard geniesst die Thaiseele. Mama Sans sind einfach herzlich und kümmern sich mütterlich um die zurückgelassenen und wieder alleinstehenden Söhne. Da nehmen sie ihren Job absolut ernst, he he.

Eines Samstag Vormittags, als er noch ein bisserl benommen sein Schlafzimmer verliess, in dem sich schon seine von Mama San vermittelte und wegen der hohen Grossstadt-Preise tiefverschuldete und verheiratete Thai-Nachtgefährtin zum Gehen bereit machte, und Gerhard ins Wohnzimmer schlurfte, sass Mama San noch auf der Couch und sah sich ein Video an. Das war neu. Vorher war sie immer schon fünf Minuten nach „Lieferung“ aufgebrochen, nachdem er mit seiner Nacht-Schwalbe unter der Dusche verschwand.

Mama San in jungen Jahren und noch nicht angefettet. Ihre Titten sind echt und sowas von geil. Manchmal, wenn Gerhard traurig war, durfte er daran nuckeln. Aber mehr nicht, lol


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Gerhard ist ziemlich eigen in seinem Rest von bürgerlicher Moral. In seiner Wahlheimat oder gar in Thailand in Laufhäuser gehen? Nie und nimmer! Nur bei ihm oder bei ihr zu Hause, im Hotelzimmer auf Business Trips oder feudale Clubs kommen in Frage. Na ja, vielleicht auch mal an versteckten anheimelnden Orten im Dunkeln.

Als sich das mit hohen Schulden belastete Mädel, von denen ihr Ehemann nichts wissen durfte, mit 1500 Shilling in ihrer Handtasche verabschiedete, lud Mama San Gerhard zum Frühstück in eine schnieke Frühstücks-Boutique hoch auf einem Dach mit Aussicht durch die gläsernen Wände und Dach in der Mariahilfer Strasse ein.

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Gerhard kam sich fast vor wie im Freien und genoss die Aussicht über die Dächer der Mariahilfer Strasse. Dort erzählte sie ihm von ihrer Wohnung, die ihr ein früherer Sponsor geschenkt hätte und die unbewohnt wäre, da sie selber nur in ihrem „Establishment“ (Puff) in der Arbeitergasse schliefe. Gerhard könne sofort einziehen. Sie vertraue ihm, da er ein Gentleman sei und sicher gepflegt mit der Einrichtung umgehen würde.
 
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