Der Fall Postbank-Sparcard: „Entgeltfrei“ kann kosten
Udo Vetter hat es der Postbank gezeigt. Sie wirbt mit „entgeltfreien“ Leistungen, die trotzdem etwas kosten.
finanztest 09/2009
Udo Vetter fühlte sich veräppelt. Er war davon ausgegangen, dass er mit seiner Postbank-Sparcard zehnmal im Jahr kostenlos an ausländischen Automaten mit Visa-Plus-Symbol Geld ziehen darf. Denn die Postbank versprach und verspricht unter diesen Bedingungen „entgeltfreie Abhebungen“. Doch als Vetter im Thailandurlaub einige Male Bargeld zog, berechneten die dortigen Banken dafür insgesamt rund 9 Euro Gebühren.
Wieder zuhause, bat Udo Vetter die Postbank um Erstattung der Gebühren. Doch die Postbank zahlte nicht. Mit „entgeltfrei“ habe man nur gemeint, dass keine Postbank-Gebühren anfallen. Für die Gebühren anderer Banken könne man nichts und zahle auch nicht.
Dieser Logik wollte Udo Vetter angesichts der vollmundigen Werbung nicht folgen und klagte. [highlight=yellow]Doch bevor es zur Verhandlung im Amtsgericht Hamburg-St.-Georg kam, gab die Postbank nach. Sie erstattete das Geld und erklärte sich bereit, für die Kosten des Rechtsärgers aufzukommen.
Offizielle Erklärung der Bank: Man wolle dem Gericht angesichts der kleinen Summe den Aufwand ersparen. :
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Wahrscheinlich hat die Postbank aber auch Angst, dass ein Richter ihre Werbeversprechen für verbindlich erklärt. Die bringen die Bank schon jetzt in Erklärungsnöte. So hat sie *Finanztest auf Anfrage spitzfindig erklärt, dass „entgeltfrei“ eben nicht „kostenlos“ bedeute. In einer Pressemitteilung hat sie für *ihre Sparcard jedoch selbst schon mit den Worten geworben, dass Inhaber „im Ausland kostenlos Bargeld abheben“ könnten.
Finanztest-Kommentar
Wir halten die Sparcard der Postbank vor allem auf Reisen weiter für ein sinnvolles und günstiges Zahlungsmittel (siehe Test Reisekasse). Die irreführende Werbung sollte die Postbank aber lassen oder besser: Sie sollte ihren Kunden Fremdgebühren umstandslos erstatten.