Es ist schon einige Zeit vergangen und eigentlich gibt es gar keinen Grund eine alte Geschichte hervorzukramen von der außer mir vermutlich niemand mehr weiß. Aber was sollte ich sonst tun?
Ich sitze hier auf meiner Veranda mit meinem alten Freund Jim Beam. Sicher, viele Leute lieben Scotch, aber das ist nichts für mich. Ich mag den Bourbon, er ist unverschnörkelt und gerade heraus wie ich selbst. Er ist auch günstiger was in meiner Situation ein gutes Argument ist.
Trotzdem, ich bleibe dabei, ich würde diese ganzen Glen´s nicht anrühren wenn es umgekehrt wäre. Es ist einfach nichts für einen alten Cowboy wie mich.
Ihr fragt euch sicher was euch der alte Kerl hier eigentlich sagen möchte. Das ist gar nicht so einfach.
Die Geschichte, wie lange ist sie eigentlich her? 20 Jahre? Ja das müßte ungefähr hinkommen.
Ich war damals schon zu alt für vieles und tat eben was anfiel um irgendwie durch den Tag und zu meinem alten Kumpel Jim zu kommen.
Ich war zweimal verheiratet, aber die Ladies hielten es nie lange mit mir aus. Ihnen gefiel nicht das ich nie etwas an meinem Leben ändern wollte. Meine Jobs waren im großen und ganzen immer Gelegenheitsjobs, ich tat einfach was anfiel: ich arbeitete auf dem Bau, fuhr mit Trucks kreuz und quer durchs Land, war mal Tankwärter oder schleppte Möbel für eine Firma die sich auf Umzüge von fremden Leuten verlegte. Wahrscheinlich habe ich die Hälfte von dem ganzen Mist selbst schon vergessen. Ich fand das immer in Ordnung ein einfaches Leben zu haben. Sicher, zu mehr Geld hätte ich nicht Nein gesagt, aber dafür mein Leben ändern?
Meine erste Frau blieb drei Jahre bei mir ehe sie mit einem Arzt - oder war er Rechtsanwalt? - durchbrannte.
Meine zweite Frau war schneller, ich denke das sie mir schon auf unserer Hochzeit Hörner aufsetzte, jedenfalls war sie nach 5 Monaten weg. Zusammen mit meinem besten Freund und damaligen Trauzeugen.
Danach hatte ich noch ein paar Freundinnen, aber auch denen war ich zu anspruchslos.
Ich habe die Ladies nie verstanden.
Sie lassen sich von einem aufgeblasenen Gockel verdreschen, wenn aber ein Pelz unterm Weihnachtsbaum liegt oder eine schicke Tasche, die Gebühr für den örtlichen Country-Club entrichtet ist oder das Ticket für irgendein Spießerhotel an irgendeinem Ort - wo man die selben Leute trifft wie zu Hause - gebucht ist, dann sind sie zufrieden.
Wenn es ihnen so gefällt, ok.
Jetzt bin ich sowieso zu alt um mich noch mit solchen Dingen zu beschäftigen und wenn ich ehrlich bin, ich glaube das mein alter Dickschädel das immer noch nicht kapieren würde.
Tja so war das damals.
Damals, also etwa vor 20 Jahren, arbeitete ich wieder auf einer Baustelle. Ich war gerade dabei das Gerüst aufzubauen als ein junges Mädchen auf die Baustelle gerannt kam und sich hinter einer Nische verkroch. Ich rief ihr zu das sie verschwinden solle aber sie bewegte sich keinen Millimeter.
Ich stieg also vom Gerüst herunter um sie zu verscheuchen als ein Mann um die Ecke gebogen kam und nach ihr Ausschau hielt. Ich fragte ihn ob er der Vater des Mädchens sei.
Der Mann kam mir merkwürdig vor. Er sagte sie sei abgehauen weil sie eine schlechte Schulnote bekommen habe.
Naja von solchen Dingen hört man immer wieder.
Sie bewegte sich aber immer noch nicht aus der Nische hervor obwohl ihr klar sein mußte das ihr Versteckspiel beendet war. Das erschien mir seltsam weshalb ich klarstellte das eine schlechte Note in der Schule doch kein Anlass sei die ganze Baustelle aufzuhalten.
Das war keine gute Idee! Ich sah im Augenwinkel wie das Mädchen aus Ihrem Versteck sprang. Daraufhin erwachte ich nach kurzer Zeit im Matsch meines Arbeitsplatzes. Die Schilderungen zu diesem Vorfall gehen auseinander. Mein Kollege der am Nächsten stand sagte der Typ hätte mir ein Verbindungsrohr des Gerüsts übergezogen, ein anderer es wäre ein Spaten gewesen, eine 3. Meinung war er hätte mich einfach mit der Faust lang gemacht.
Letzten Endes weiß ich es nicht und spielt in dieser Geschichte auch keine Rolle.
Ich war nie einer dieser toughen Jungs, mir war es immer schon am liebsten wenn ich meine Ruhe hatte. Gott allein weiß was alles auf dieser durchgeknallten Welt passiert, ich hielt mich nie für was besseres und ging allen Problemen aus dem Weg so gut es ging. Wie das Wasser suchte ich mir meinen Weg durch mein labyrinthisches Dasein.
Ich machte kein großes Aufheben darum, mein Capo schickte mich nach Hause und gab mir den nächsten Tag frei. Das Kopfbrummen linderte mein Kumpel Jim, alles ok.
Mir blieb aber ein seltsames Faible für Fremdworte anhaften seit diesem Tag. Es gibt wahrlich schlimmeres!
Ich ging also nach dem zweiten Tag wieder aufs Gerüst, alle hatten sich alle möglichen Geschichten ausgemalt und am vierten Tag war alles wie eh und je. So blieb es auch noch die nächsten 4 Tage.
Ich sägte an einer Holzlatte als das Mädchen wieder auftauchte und sich wieder versteckte.
Ich dachte noch: Wow, wieviele Tests die Kinder heutzutage schreiben müssen und war eine Sekunde froh diesen Schulalltag hinter mir gelassen zu haben. (Zur Erinnerung: Mein Schulalltag war damals auch geprägt von „Züchtigungen“ wie man es damals nannte)
Im nächsten Moment stand wieder dieser gut aussehende Anzug-Typ mir gegenüber. Ich kann mir bis heute nicht erklären wie es dazu kam, das wird eines Tages in meinen Annalen stehen, jedenfalls rannte ich ihn einfach über den Haufen. Der Kerl war deutlich sportlicher als ich, aber mit irgendeinem von meinen 100 ok 110kg traf ich ihn.
Er war nicht benommen aber in unserem Baustellen-Schlamm zog sich sein Sakko fest. Er lag da wie ein Käfer auf dem Rücken.
Ich half ihm auf und stellte klar: wenn er mich nochmal…
BÄM! Diesmal war mein Joch-und Nasenbein durch.
Hier stellte mich mein Capo zur Rede und ich war wieder arbeitslos.
Mir scheint manchmal wird man in den Scheiß reingezogen, egal was man tut. So war es dann ja auch.
OK, ich ging wieder nach Hause, trank Jim, lauschte den Vögeln und dem Wind, ein paar Schmerztabletten waren vielleicht auch dabei.Die Sache mit dem Jochbeinbruch gestaltete sich schwieriger aber vor allem deshalb weil ich es schräg zusammenwachsen lies. Um also die Geschichte zu verstehen muß man sich vorstellen das ich wie Frankenstein oder besser: die Schöne und das Biest durch die nächsten Jahrzehnte ging.
Das ist heute nicht mehr so, ich habe mich ein paarmal operieren lassen und sehe vermutlich besser aus als es das von Natur aus gewesen wäre. Und trotz aller OPs bin ich nicht zu einem schönen Mann geworden. Es ist nur so das ich unauffällig in einem Supermarkt einkaufen kann. Well, mehr habe ich nie von meinem Leben erwartet.
Ich würde Euch das nicht schreiben wenn es nicht anders gekommen wäre. So völlig anders das ich mir überlege ob diese Geschichte nicht meine Geschichte - die Geschichte meines Lebens ist. Je mehr ich darüber nachdenke desto wahrscheinlicher ist es.
Ich sitze hier auf meiner Veranda mit meinem alten Freund Jim Beam. Sicher, viele Leute lieben Scotch, aber das ist nichts für mich. Ich mag den Bourbon, er ist unverschnörkelt und gerade heraus wie ich selbst. Er ist auch günstiger was in meiner Situation ein gutes Argument ist.
Trotzdem, ich bleibe dabei, ich würde diese ganzen Glen´s nicht anrühren wenn es umgekehrt wäre. Es ist einfach nichts für einen alten Cowboy wie mich.
Ihr fragt euch sicher was euch der alte Kerl hier eigentlich sagen möchte. Das ist gar nicht so einfach.
Die Geschichte, wie lange ist sie eigentlich her? 20 Jahre? Ja das müßte ungefähr hinkommen.
Ich war damals schon zu alt für vieles und tat eben was anfiel um irgendwie durch den Tag und zu meinem alten Kumpel Jim zu kommen.
Ich war zweimal verheiratet, aber die Ladies hielten es nie lange mit mir aus. Ihnen gefiel nicht das ich nie etwas an meinem Leben ändern wollte. Meine Jobs waren im großen und ganzen immer Gelegenheitsjobs, ich tat einfach was anfiel: ich arbeitete auf dem Bau, fuhr mit Trucks kreuz und quer durchs Land, war mal Tankwärter oder schleppte Möbel für eine Firma die sich auf Umzüge von fremden Leuten verlegte. Wahrscheinlich habe ich die Hälfte von dem ganzen Mist selbst schon vergessen. Ich fand das immer in Ordnung ein einfaches Leben zu haben. Sicher, zu mehr Geld hätte ich nicht Nein gesagt, aber dafür mein Leben ändern?
Meine erste Frau blieb drei Jahre bei mir ehe sie mit einem Arzt - oder war er Rechtsanwalt? - durchbrannte.
Meine zweite Frau war schneller, ich denke das sie mir schon auf unserer Hochzeit Hörner aufsetzte, jedenfalls war sie nach 5 Monaten weg. Zusammen mit meinem besten Freund und damaligen Trauzeugen.
Danach hatte ich noch ein paar Freundinnen, aber auch denen war ich zu anspruchslos.
Ich habe die Ladies nie verstanden.
Sie lassen sich von einem aufgeblasenen Gockel verdreschen, wenn aber ein Pelz unterm Weihnachtsbaum liegt oder eine schicke Tasche, die Gebühr für den örtlichen Country-Club entrichtet ist oder das Ticket für irgendein Spießerhotel an irgendeinem Ort - wo man die selben Leute trifft wie zu Hause - gebucht ist, dann sind sie zufrieden.
Wenn es ihnen so gefällt, ok.
Jetzt bin ich sowieso zu alt um mich noch mit solchen Dingen zu beschäftigen und wenn ich ehrlich bin, ich glaube das mein alter Dickschädel das immer noch nicht kapieren würde.
Tja so war das damals.
Damals, also etwa vor 20 Jahren, arbeitete ich wieder auf einer Baustelle. Ich war gerade dabei das Gerüst aufzubauen als ein junges Mädchen auf die Baustelle gerannt kam und sich hinter einer Nische verkroch. Ich rief ihr zu das sie verschwinden solle aber sie bewegte sich keinen Millimeter.
Ich stieg also vom Gerüst herunter um sie zu verscheuchen als ein Mann um die Ecke gebogen kam und nach ihr Ausschau hielt. Ich fragte ihn ob er der Vater des Mädchens sei.
Der Mann kam mir merkwürdig vor. Er sagte sie sei abgehauen weil sie eine schlechte Schulnote bekommen habe.
Naja von solchen Dingen hört man immer wieder.
Sie bewegte sich aber immer noch nicht aus der Nische hervor obwohl ihr klar sein mußte das ihr Versteckspiel beendet war. Das erschien mir seltsam weshalb ich klarstellte das eine schlechte Note in der Schule doch kein Anlass sei die ganze Baustelle aufzuhalten.
Das war keine gute Idee! Ich sah im Augenwinkel wie das Mädchen aus Ihrem Versteck sprang. Daraufhin erwachte ich nach kurzer Zeit im Matsch meines Arbeitsplatzes. Die Schilderungen zu diesem Vorfall gehen auseinander. Mein Kollege der am Nächsten stand sagte der Typ hätte mir ein Verbindungsrohr des Gerüsts übergezogen, ein anderer es wäre ein Spaten gewesen, eine 3. Meinung war er hätte mich einfach mit der Faust lang gemacht.
Letzten Endes weiß ich es nicht und spielt in dieser Geschichte auch keine Rolle.
Ich war nie einer dieser toughen Jungs, mir war es immer schon am liebsten wenn ich meine Ruhe hatte. Gott allein weiß was alles auf dieser durchgeknallten Welt passiert, ich hielt mich nie für was besseres und ging allen Problemen aus dem Weg so gut es ging. Wie das Wasser suchte ich mir meinen Weg durch mein labyrinthisches Dasein.
Ich machte kein großes Aufheben darum, mein Capo schickte mich nach Hause und gab mir den nächsten Tag frei. Das Kopfbrummen linderte mein Kumpel Jim, alles ok.
Mir blieb aber ein seltsames Faible für Fremdworte anhaften seit diesem Tag. Es gibt wahrlich schlimmeres!
Ich ging also nach dem zweiten Tag wieder aufs Gerüst, alle hatten sich alle möglichen Geschichten ausgemalt und am vierten Tag war alles wie eh und je. So blieb es auch noch die nächsten 4 Tage.
Ich sägte an einer Holzlatte als das Mädchen wieder auftauchte und sich wieder versteckte.
Ich dachte noch: Wow, wieviele Tests die Kinder heutzutage schreiben müssen und war eine Sekunde froh diesen Schulalltag hinter mir gelassen zu haben. (Zur Erinnerung: Mein Schulalltag war damals auch geprägt von „Züchtigungen“ wie man es damals nannte)
Im nächsten Moment stand wieder dieser gut aussehende Anzug-Typ mir gegenüber. Ich kann mir bis heute nicht erklären wie es dazu kam, das wird eines Tages in meinen Annalen stehen, jedenfalls rannte ich ihn einfach über den Haufen. Der Kerl war deutlich sportlicher als ich, aber mit irgendeinem von meinen 100 ok 110kg traf ich ihn.
Er war nicht benommen aber in unserem Baustellen-Schlamm zog sich sein Sakko fest. Er lag da wie ein Käfer auf dem Rücken.
Ich half ihm auf und stellte klar: wenn er mich nochmal…
BÄM! Diesmal war mein Joch-und Nasenbein durch.
Hier stellte mich mein Capo zur Rede und ich war wieder arbeitslos.
Mir scheint manchmal wird man in den Scheiß reingezogen, egal was man tut. So war es dann ja auch.
OK, ich ging wieder nach Hause, trank Jim, lauschte den Vögeln und dem Wind, ein paar Schmerztabletten waren vielleicht auch dabei.Die Sache mit dem Jochbeinbruch gestaltete sich schwieriger aber vor allem deshalb weil ich es schräg zusammenwachsen lies. Um also die Geschichte zu verstehen muß man sich vorstellen das ich wie Frankenstein oder besser: die Schöne und das Biest durch die nächsten Jahrzehnte ging.
Das ist heute nicht mehr so, ich habe mich ein paarmal operieren lassen und sehe vermutlich besser aus als es das von Natur aus gewesen wäre. Und trotz aller OPs bin ich nicht zu einem schönen Mann geworden. Es ist nur so das ich unauffällig in einem Supermarkt einkaufen kann. Well, mehr habe ich nie von meinem Leben erwartet.
Ich würde Euch das nicht schreiben wenn es nicht anders gekommen wäre. So völlig anders das ich mir überlege ob diese Geschichte nicht meine Geschichte - die Geschichte meines Lebens ist. Je mehr ich darüber nachdenke desto wahrscheinlicher ist es.