„Mr. Air Berlin“ hört auf
Das Ende des Billig-Fliegens?
Air-Berlin-Vorstandschef Joachim Hunold (61) legt sein Amt zum 1. September nieder.
Das teilte er heute in Berlin mit.
Auf Hunolds Vorschlag hin, soll der frühere Deutsche Bahn-Chef Hartmut Mehdorn das Unternehmen übergangsweise führen.
Mehdorn gehört bereits dem Board of Directors von Air Berlin an, ohne bisher operative Aufgaben zu haben. Auf eine solche Rolle will sich Hunold nun zurückziehen.
Die Air-Berlin-Aktie drehte nach Hunolds Ankündigung ins Plus und legte binnen Minuten um 4,4 Prozent zu.
Nach Jahren erfolgreicher Expansion hatte Air Berlin Verluste eingefahren und deshalb beschlossen, sein Streckennetz auszudünnen.
Die zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft will mit seinem drastischen Sparprogramm wieder in die Gewinnzone kommen.
Der Plan: Die Flotte soll um acht Flugzeuge verkleinert, unrentable Strecken gestrichen werden.
Zudem will man sich von den Regionalflughäfen zurückziehen und sich mehr auf die Drehkreuze Berlin, Düsseldorf, Palma de Mallorca und Wien konzentrieren.
„Um profitabel zu werden, müssen wir Einschnitte in unsere Streckennetz und in unserer Flotte vornehmen“, sagte Hunold.
Die Probleme bei Air Berlin sind nicht hausgemacht. Die gesamte Branche strauchelt.
IST DAS DAS ENDE VOM BILLIGEN FLIEGEN?
Joachim Hunold hatte, als er Air Berlin 2006 an die Börse brachte, einen Traum. Er wollte das Fliegen günstig, für jedermann erschwinglich machen.
Fünf Jahre später zeigt sich: Mit der Fliegerei Geld zu verdienen ist kaum noch möglich.
Nicht nur die Billig-Airlines, wie beispielsweise auch Ryanair, haben mit Umständen wie hohen Kerosinpreisen, Steuern und den steigenden Personalkosten zu kämpfen.
Auch Branchen-Primus Lufthansa zeigt mit den aktuellen Zahlen: Gewinne einzufahren, ist fast unmöglich geworden.
Den Airlines bleibt keine andere Möglichkeit: Man muss die Preise erhöhen, den Service zurückfahren, Strecken streichen.
Laut der Weltluftfahrt-Organisation IATA schwindet der der Gewinn der Fluggesellschaften weltweit.
Demnach werden die Airlines 2011 zusammen nur ein Plus von 4 Milliarden Dollar einfahren.
Die Konsequenz: Ryanair wird seine Preise in diesem Jahr um 12 Prozent anheben, Konkurrent Easyjet hat Ähnliches vor.
Die Lufthansa versucht es erst einmal mit einer weiteren Gebühr: Ab November müssen Kunden eine Gebühr zahlen, wenn sie mit Kreditkarte zahlen.
Dass man damit durchaus viel Geld einnehmen kann, zeigt die amerikanische Konkurrenz. So entfallen bei der US-Gesellschaft United Continental 14 Prozent des Umsatzes auf Zusatzgebühren...